Lewis Holtby tickte völlig aus. Als kurz nach seinem Last-Minute-Siegtor der Abpfiff ertönte, raste er in die Fankurve und gab wie von den Anhängern gefordert den Einpeitscher. Grund zum Feiern gab es gleich doppelt.
Samstag, 01.04.2017
Der Hamburger SV verließ durch das 2:1 (1:1) über den 1. FC Köln erstmals seit sechseinhalb Monaten die Abstiegszone, und Holtby beendete seine 2172-minütige Torflaute. «Als der Ball kam, dachte ich nur: 'Knall drauf!' Danach war alles verrückt und mein Gehirn hat komplett ausgeschaltet», schilderte der Ex-Nationalspieler mit leuchtenden Augen den spielentscheidenden Moment im mit 57 000 Zuschauern ausverkauften Volksparkstadion.
«Nach dem Siegtor hatte man das Gefühl, es brechen alle Dämme», sagte HSV-Coach Markus Gisdol, der ob der brodelnden Atmosphäre in der Arena eine Gänsehaut und Probleme verspürte, «wieder runterzukommen». Der Labbadia-Nachfolger hat es verstanden, eine Einheit zu formen, die bis zuletzt alles gibt und so auch die Fans hinter sich gebracht hat. «Wir haben ein paar Dinge verstanden, was den Mannschaftsgeist angeht. Damit holst du die Zuschauer ab. Es war fantastisch, wie wir auch heute von den Fans getragen wurden.»
«Es war ein Sieg des Willens», erklärte Torwart René Adler, und für die Willenskraft stand allen voran Siegtorschütze Holtby. Denn schon vor Beginn der dreiminütigen Nachspielzeit lebte der Däuerläufer mit zwei Grätschen und anschließenden Ballgewinnen an der Auslinie vor, dass Kampf bis zur letzten Sekunde angesagt ist - sofort stand das Publikum wieder hinter dem HSV. Acht Heimspiele in Serie (6 Siege, 2 Unentschieden) sind die Hanseaten nun schon unbesiegt.
«Das war ein brutales Zeichen an die Fans, dass wir unbedingt den Sieg wollen», erklärte Adler hinterher. «Ich habe bei den Grätschen vor meinem Tor einfach instinktiv gehandelt. Du musst immer alles geben und reinwerfen - ausruhen kannst du dich später. Diese Momente pushen die Fans», erklärte Holtby seine Energieleistung. Die machte den Unterschied aus, wie auch Kölns Trainer Peter Stöger zugab. «Das Tor zum 2:1 war leider ein Spiegelbild der Schlussminuten. Wir hätten den Ball zuvor mehrfach klären können, schenken ihn den Hamburgern dann aber her und sie nutzen die Chance», monierte der Österreicher.
Während sein Team durch die erste Liga-Niederlage gegen den HSV seit 2012 um die Qualifikation für die internationale Bühne bangen muss, gab es beim erstarkten HSV (20 Punkte aus den jüngsten elf Partien) nur strahlende Gesichter. «Ein unfassbarer Glücksmoment - das kann kein Außenstehender nachvollziehen», jubelte Abwehrchef Mergim Mavraj nach dem Happy End, durch das der HSV den ungeliebten Relegationsrang verlassen konnte. Der im Winter für 1,8 Millionen Euro an die Elbe gelotste Ex-Kölner war mit Nebenmann Kyriakos Papadopoulos dafür hauptverantwortlich, dass der im Hinspiel dreimal erfolgreiche Toptorjäger Anthony Modeste (22 Saisontore) nahezu mattgesetzt wurde.
Momente zum Feiern blieben den HSV-Profis nur im Stadion, in Borussia Dortmund wartet schon am Dienstag die nächste Herausforderung. «Die Spieler können sich heute freuen, aber für Party haben wir aktuell keine Zeit. Vor uns liegt (im Abstiegskampf) noch ein langer Weg», mahnte Gisdol, der seinen 1:0-Torschützen Nicolai Müller ersetzen muss. Der Offensiv-Spieler erlitt einen Innenbandriss im linken Knie und fällt sechs Wochen aus, teilte der HSV am Sonntag mit. Es dürfte das Saison-Aus für den HSV-Topscorer (5 Tore, 7 Assists) bedeuten.
«Das trifft uns hart. Wir haben aber immer Stärke bewiesen in solchen Situationen. Wir haben einen guten Kader», glaubt Gisdol, der auch eine positive Nachricht hatte. Spielmacher Aaron Hunt, zuletzt wegen eines angebrochenen Schienbeinköpfchens außer Gefecht, meldete sich fit für das Teamtraining am Montag. Im nächsten Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim am kommenden Samstag könnte er eine Option sein.
(dpa)
Bis zu meinem 20. Lebensjahr habe ich keinen Tropfen Alkohol angerührt. Dann musste ich wegen Schlafstörungen zum Arzt. Er stellte fest, dass ich große Mengen Cola in mich reingeschüttet habe und empfahl mir Bier als Schlafmittel.
— Uwe Reinders