Hoffenheim vs. Bremen 3:4 nach 3:0 – Die größten Aufholjagden

von Carsten Germann5 hours ago
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„125 Jahre 1899 Hoffenheim“ – Dieses Jubiläum hatte man sich in Sinsheim sicher ganz anders vorgestellt. Aber: Vor dieser Kulisse mit boykottierenden „Ultras“ und einer Menge an verspieltem Vertrauen war in der PreZero-Arena am späten Sonntagnachmittag keine Stimmung zu machen. Auch die zwischenzeitliche 3:0-Führung für Hoffenheim gegen Werder Bremen konnte das Blatt nicht wenden. Am Ende stand bei 1899 Hoffenheim gegen Werder Bremen ein historisches 3:4 (3:3).

„Das war ein bisschen unglaublich“, feixte der dreifache Werder- Torschütze Jens Stage am Sonntagabend am ARD-Mikrofon.

Das fanden wir aber auch!

3 Tore in 7 Minuten

Nach dem Blitzstart für die Kraichgauer mit 3 Toren in 7 Minuten durch Marius Bülter und (5. / 8.) und Neuzugang Adam Hlozek (12.) hatten wir uns eigentlich auf einen ruhigen Abend in Sinsheim eingestellt.

Aber eben nur eigentlich. In Sinsheim musst du derzeit immer ein Hühnerauge auf Mannschaft und Verein haben! Die Rote Karte für Stanley Nsoki (18.) kippte diese Partie fast in Rekordzeit!

  • 17 Minuten reichten Bremen aus, um zum 3:3 zu kommen (21., 26., 39.).
  • Nach 49 Minuten hatten wir die Gewissheit, dass dieses Spiel es möglicherweise ins „Best of 2024“ von Fussballdaten.de geschafft hat: 3:4 durch Jens Stage!

3:4 nach 3:0, das kann derzeit wohl nur den mental angeknacksten Kurpfälzern passieren! Wie kömmt’s? Bei 1899 strahlen die seit Monaten herrschenden Querelen auf Führungsebene ins Team hinein.

Das Stimmungstief und die Überzahl nutzten die Bremer im Stile einer Spitzenmannschaft. „Wir haben uns in der Halbzeitpause gesagt, dass wir jetzt aufs vierte Tor gehen. Und wenn wir das vierte Tor gemacht haben, dann gehen wir auf das fünfte und sechste und lassen uns nicht mehr hinten reindrängen“, erklärte Werder-Stürmer Marvin Ducksch die Wende.

Sieg nach Drei-Tore-Rückstand? Diese Teams schafften es

Es war das 9. Mal in 61 Jahren Bundesliga, dass eine Mannschaft einen 3-Tore-Rückstand noch in einen Sieg umdrehen konnte.

Angefangen wurde diese Reihe mit dem legendären 7:4 des 1. FC Kaiserslautern gegen den FC Bayern München am 20. Oktober 1973 (nach 1:4) mit 3 Toren für den FCK durch den 2011 mit nur 61 Jahren verstorbenen Josef Pirrung aus Münchweiler an der Rodalb.

Im gleichen Jahr rang Eintracht Frankfurt den VfB Stuttgart mit 4:3 nach 0:3 im Waldstadion noch nieder – Weltmeister Bernd Hölzenbein († 2024) stellte kurz vor dem Ende in 2 Minuten von 2:3 auf 4:3 für die SGE.

Und was wäre ein solches Ranking ohne den FC Bayern? Die Münchner lieferten die Aufholjagd per se – 6:5 nach 0:4 beim VfL Bochum im Jahr 1976.

Umgekehrt machten die Bochumer am 31. Mai 1991 bei Fortuna Düsseldorf aus einem 0:3 noch einen 4:3-Auswärtssieg im Rheinstadion.

Doch auch die Münchner „Löwen“ von 1860 konnten Aufholjagd: 4:3 nach 0:3 gegen Fortuna Düsseldorf 1980.

Tita, unser Lieblings-Brasilianer von Bayer Leverkusen, Christian Hausmann und Falko Götz bzw. ihre Tore waren am 21. Mai 1988 für den frisch gekürten UEFA-Cup-Sieger Bayer 04 gegen Bayern München zu wenig – 3:4 nach 3:0 im Rausch des vorangegangenen Europacup-Erfolges.

Die „Bruchweg-Boys“ von Mainz 05 zeigten 2010 großartige Nehmer-Qualitäten: 4:3 beim VfL Wolfsburg nach 0:3. Zwei Mal trafen damals Edin Dzeko und der Brasilianer Diego für die „Wölfe“ – umsonst!

Im Schneegestöber von Köln gelang auch dem SC Freiburg eine unvergessliche Aufholjagd: 4:3 nach 0:3 beim FC am 10. Dezember 2017 mit 2 Toren von SC-Legende Nils Petersen ab der 90. Minute.



Ich mache meine besten Spiele, wenn ich vier Stunden vor Anpfiff Sex mit meiner Frau habe.

— Franz Wohlfahrt