Hoeneß in Hoffenheim vor Leverkusen-Spiel unter Druck

von Marcel Breuer | dpa11:32 Uhr | 10.04.2021
Stellt sein eigenes Ego hinter an: Hoffenheim-Coach Sebastian Hoeneß. Foto: Uwe Anspach/dpa
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Als höflicher Mensch, der er ist, wiederholt sich Sebastian Hoeneß «gern», wenn er die Dilemmas bei der TSG 1899 Hoffenheim mal wieder aufzählen muss.

Die vielen Corona-Fälle im Herbst, die andauernde Verletztenmisere - und immer öfter auch die schwachen Auftritte der Kraichgauer in der Fußball-Bundesliga. Mit zuletzt drei Niederlagen in Serie geht die TSG in die Montagspartie (20.30 Uhr/DAZN) gegen Bayer Leverkusen. Der 38 Jahre alte Neffe von Uli Hoeneß gerät immer mehr in Erklärungsnot.

«Wir werden eine Reaktion zeigen. Das ist das, was wir machen werden. Ich werde keine große Kampfansage weiter machen. Es ist an der Zeit, einfach zu liefern und nicht nur zu reden», sagte Hoeneß. Nach dem 0:2 in Stuttgart, dem 1:2 gegen Mainz und dem 1:2 in Augsburg ist der hochambitionierte Club von Mäzen und Milliardär Dietmar Hopp Richtung Abstiegszone abgerutscht.

Und die Geduld der Verantwortlichen um Sportchef Alexander Rosen, die sich öffentlich zurückhalten, schrumpft immer mehr. Selbst Hoeneß spricht von einer «verkorksten Saison», die jetzt irgendwie zu Ende gebracht werden muss. Über seine Zukunft - auch nach dem Ende der Saison - denkt er nach eigener Aussage trotzdem nicht nach. «Nein, das darf ich nicht tun. Ich muss meine Kräfte bündeln.»

Dabei war der Bundesliga-Novize in Hoffenheim vielversprechend gestartet, unter anderem mit einem 4:1 gegen Triple-Sieger FC Bayern, dessen zweite Mannschaft Hoeneß im vergangenen Jahr zur Drittliga-Meisterschaft führte. Doch unterm Strich steht auch, dass die TSG Schlusslicht Schalke den einzigen Sieg - gleich ein 4:0 - ermöglichte. Und vor allem das eher blamable Ausscheiden im DFB-Pokal gegen Greuther Fürth und in der Europa League gegen Norwegens Molde FK.

In der Liga hat Hoffenheim zudem bereits 47 Tore kassiert. Hoeneß schaffte es weder, die Ausfälle in der Defensive zu kompensieren, noch zuletzt den harmlosen Angriff zu inspirieren. «Erschreckend» findet Torhüter Oliver Baumann die Situation.

Bereits nach der Heimpleite gegen Mainz sagte Rosen: «So will ich uns nicht mehr spielen sehen! Ich habe die klare Erwartung, dass wir gegen den FC Augsburg ein anderes Gesicht zeigen.» Pustekuchen! Auch da enttäuschten die Profis, und Hoeneß klagte, dass angesichts von 13 Länderspielabstellungen kein geregeltes Training vorher möglich war. Trotz aller Personalprobleme verfügt der Chefcoach über einen 31-Mann-Kader.

Mangels internationaler Perspektiven für die nächste Spielzeit muss Hoeneß nun ein Team der Unzufriedenen moderieren. Topspieler wie der kroatische WM-Zweite Andrej Kramaric und Österreichs Nationalspieler Christoph Baumgartner und Florian Grillitsch dürften sich trotz laufender Verträge sehr wohl überlegen, wie es mit ihnen weitergeht. Tapfer - und weiter sehr höflich - wehrt Hoeneß Fragen nach seiner Lage ab: «Es gibt keinen Blick nach oben, aber es muss einen Blick nach vorne geben.»

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(dpa)



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