Hertha-Jungstar Grujic trifft - Frankfurter Elfer-Ärger

von Marcel Breuer | dpa14:01 Uhr | 09.12.2018

Erstmals in dieser Saison hat Frankfurts Tormaschine versagt, nimmt man den Supercup als Ouvertüre aus. Nach der zweiten Niederlage nacheinander kehrte deshalb die Eintracht mit viel Frust im Gepäck aus Berlin zurück.

Ein junger Mann namens Marko Grujic sorgte gleich mehrfach für den Ärger bei den Hessen: Der Berliner Leihspieler vom FC Liverpool hatte mit seinem ersten Bundesligator den entscheidenden Treffer zum 1:0 (1:0)-Sieg für Hertha BSC gesetzt. Kurz vor dem Ende erhitzte vor 42.578 Fans im Olympiastadion ein Zweikampf des Serben mit seinem Landsmann Luka Jovic die Gemüter. «Ich habe einen glasklaren Elfmeter für uns gesehen», wetterte Eintracht-Coach Adi Hütter. Doch der Einspruch der Video-Assistentin Bibiana Steinhaus im Schiedsrichter-Zentrum in Köln blieb aus.

«Luka beschwert sich immer», kommentierte Matchwinner Grujic mit einem Lächeln die Aufreger-Szene. «Er hat mich gefragt, warum ich ihn gestoßen habe. Ich habe geantwortet, dass ich ihn nicht berührt habe.» Grujic und Jovic sind seit der gemeinsamen Jugend bei Roter Stern Belgrad gute Kumpels. Der 20 Jahre junge Jovic hatte mit seinen Angriffskollegen Ante Rebic und Sébastien Haller maßgeblich für den Frankfurter Höhenflug in dieser Saison gesorgt. Nach dem 1:2 zu Hause gegen Wolfsburg und nun dem 0:1 in Berlin ist der erst einmal gestoppt. Erstmals nach dem 0:5-Debakel im August gegen den FC Bayern im Supercup blieb die Eintracht ohne eigenen Treffer.

«Wir haben in der ersten Halbzeit zu wenig investiert», bemerkte Hütter. Und sein Team habe «sicher in der letzten Konsequenz» nicht so agiert, wie er sich das vorgestellt hatte: «Deshalb ärgere ich mich über die Niederlage.» Eintracht bleibt in der Tabelle zwar auf Rang fünf, Hertha hat als Sechster nach Punkten (23) aber zu den Hessen aufgeschlossen. «Jetzt sollten wir uns schnell auf die nächsten Spiele konzentrieren», betonte Frankfurts Abwehrchef Makoto Hasebe.

Die Berliner Fans waren entzückt von dem neuen Hoffnungsträger Grujic, den Liverpool-Coach Jürgen Klopp für ein Jahr zum Reifen in die deutsche Hauptstadt gegeben hat. «Er ist mit Abstand der beste Mittelfeldspieler bei uns seit meiner Zeit als Spieler», schwärmte Trainer Pal Dardai: «Er hat ein riesen Potenzial, Spielverständnis, Siegeswillen, eine gute Zweikampfführung.» Dabei ist der serbische U20-Weltmeister von 2015 nach einer Verletzungspause noch gar nicht «richtig fit», verriet der Ungar. «Wenn er richtig fit ist, erwarte ich noch mehr Abschlüsse.»

Gegen die Eintracht reichte ein Kopfball-Abschluss nach Ecke von Marvin Plattenhardt zum vierten Heimsieg in dieser Spielzeit. Doch «nicht nur mit seinem Tor» war Grujic der entscheidende Mann des Abends, befand sein Trainer. «Er ist defensiv und offensiv präsent. Und er macht im richtigen Moment auch das taktische Foul», sagte Dardai am Sonntag mit einigem Abstand. Er meinte nicht die Szene kurz vor dem Ende. «Da arbeiten beide mit den Händen. Da soll mir einer sagen, wer angefangen hat. Das war kein Elfmeter.»

Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic sah das ganz anders. «Ich halte mich normalerweise zurück, aber das macht mich fassungslos», sagte der einstige Hertha-Stürmer dem ZDF. «Ob man in Köln sitzt oder Jerusalem, das muss man sehen. Das macht vieles kaputt, was der Videobeweis erreichen will - mehr Gerechtigkeit», bemerkte Bobic. Grujic war das egal. Er erwartet jetzt sogar ein Geschenk von seinen Frankfurter Freunden Jovic und Ante Rebic: «Ich glaube, sie müssen mich jetzt zum Abendessen einladen.»

(dpa)



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