Grifo: „Wir sind keine Träumer – aber wir wollen nach Europa“

von David Di Tursi18:33 Uhr | 13.02.2021
Wurde vom Trainer in höchsten Tönen gelobt: Der Freiburger Vincenzo Grifo. Foto: Tom Weller/dpa
Foto: Tom Weller

Vincenzo Grifo funktioniert nur beim SC Freiburg – dieser These kann nicht einmal der viermalige Nationalspieler Italiens wirklich glaubhaft widersprechen. Zum bereits dritten Mal schnürt der Standardspezialist seine Fußballschuhe für die Breisgauer, auch dank Christian Streich läuft es für Freiburg aktuell wieder richtig gut. „Der Trainer ist für uns wie ein Vaterfigur. Er kümmert sich um jeden, um alle Spieler im Kader, auch um die Reservisten oder jungen Spieler.“

Grifo: “Streich verkörpert unbändige Arbeitslust“

Das 0:0 bei Werder Bremen war bereits das 701. Bundesligapiel des SC Freiburg, bei dem seit seiner Amtsübernahme am 29. Dezember 2011 eben jener Streich als mittlerweile dienstältester Chefcoach der Bundesliga an der Seitenlinie steht. 2015 trat man gemeinsam den Gang in die 2. Bundesliga an, seit dem direkten Wiederaufstieg im Folgejahr beendete man die Saison im Oberhaus zwei Mal unter den ersten Acht. Die Gründe für den Erfolg nannte Grifo, dem ein besonders inniges Verhältnis zum 55-Jährigen nachgesagt wird, vor dem Duell mit Werder im „Deichstube“-Interview.

„Weil Christian Streich sich zum Ziel gesetzt hat, jeden Spieler besser zu machen. Was ihm größtenteils auch gelingt. Es ist diese Art, mit den Leuten zu kommunizieren, auch über andere Sachen als den Fußball zu sprechen“, erklärte der Flügelstürmer. Sein Mentor verkörpere einfach „diese unbändige Lust zu arbeiten, jeden Tag zu arbeiten. Er analysiert alles bis ins kleinste Detail.“ Von eben dieser Akribie habe der 27-Jährige selbst in „vielen Belangen“ profitiert.

Verluste von Koch und Waldschmidt problemlos aufgefangen

„Vor allem in Hinsicht auf die Defensivarbeit, insgesamt in der Schulung taktischer Dinge. Auch was die Offensive betrifft, hat er mir Räume aufgezeigt, in denen ich meine Vorzüge zum Tragen bringen und gefährlich werden kann“, sagte Grifo, der in der laufenden Saison auf sieben Tore und fünf Vorlagen kommt. Ein Schlüssel für Freiburgs Erfolg ist insbesondere der Umstand, den Verlust von Leistungsträgern immer wieder auffangen zu können.

So wurde auch der Abgang der Nationalspieler Robin Koch und Luca Waldschmidt hervorragend kompensiert. „Das Lob gehört Klemens Hartenbach und den Scouts, die Jahr für Jahr für gute Verstärkungen sorgen. Aktuell bewähren sich Ermedin Demirovic und Woo-Yeong Jeong, die neu gekommen sind. Auch der zurückgekehrte Keven Schlotterbeck, der nun den Platz von Robin Koch einnimmt, spielt eine gute Rolle.“

„Auch anderswo habe ich meine Leistung gebracht“

Die Teilnahme an der Europa-League ist für den Bundesliga-Achten daher durchaus möglich, auch wenn Grifo nicht allzu euphorisch werden will. „Wir sind Profis, wollen immer den größtmöglichen Erfolg anstreben. Doch wir sind keine Träumer, wissen daher, dass wir weiterhin auf dem Platz liefern müssen. Unsere Ausgangslage ist gut, wir möchten das Beste daraus machen.“

Für Höhenflüge sei man im Breisgau ohnehin nicht zu haben. „Das ist definitiv so. Vorrangig ist, jedes Jahr in der Liga zu bleiben“, weiß der gebürtige Pforzheimer, der auf seinen Zwischenstationen weder in Hoffenheim noch in Gladbach sein Glück fand. „Wer die Statistik liest, könnte auf diesen Gedanken kommen. Doch auch anderswo habe ich meine Leistung gebracht. Allerdings stimmt auch, dass es mir in Freiburg, wie gesagt, großen Spaß macht. Der Klub ist mir ans Herz gewachsen, er ist für mich wie eine zweite Familie.“ Dank Vaterfigur Christian Streich.





Wer das Endspiel gewinnt, ist Weltmeister.

— Franz Beckenbauer