War Christian Gentner in der Vorsaison mit 33 Ligaeinsätzen noch eine der tragenden Säulen bei Union Berlin, spielt der 35-Jährige in diesem Jahr bislang nur eine Nebenrolle. Das liegt zum einen an gleich drei Wadenverletzungen, die den Routinier im Verlauf der Hinrunde wochenlang außer Gefecht setzten. Zum anderen spielt der Vorjahresaufsteiger erneut eine starke Runde und Trainer Urs Fischer kann sein Fehlen im zentralen Mittelfeld mit Robert Andrich, Sebastian Griesbeck oder Grischa Prömel prinzipiell auffangen. Ob Gentner im Sommer seine Zelte in Köpenick abbrechen wird, ist noch offen. In Sachen Zukunftsplanung hat aber zumindest der gebürtige Nürtinger bereits eine klare Tenzenz.
Christian Gentner
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Angesichts der sich häufenden Blessuren liegt der Verdacht nahe, dass Gentner in der Bundesliga mittlerweile körperlich an seine Grenzen stößt. „Das wäre die naheliegende Erklärung, aber ich habe nicht den Eindruck, dass es daran liegt“, stellte der Mittelfelfmann im „kicker“-Interview klar. Seine Ausfallzeiten seien vielmehr „eine Mischung aus verschiedenen Dingen. Wir hatten immer mal wieder eine angespannte Personalsituation, sodass wir versucht haben, dass ich auf den Punkt zurück sein kann.“
Dass dieser Plan nicht immer aufging, zeigt sich beim Blick auf die aktuelle Zwischenbilanz von lediglich elf Saisoneinsätzen. „Ich hatte nicht immer den optimalen Aufbau. Aber so ist der Profifußball.“ Laut Gentner, 2007 mit Stuttgart und zwei Jahre darauf mit Wolfsburg Deutscher Meister, könne man „Verletzungen nicht immer so auskurieren, dass du gar nichts mehr spürst.“ Die Folge waren zuletzt jedoch schnelle Rückschläge, und trotz seiner bislang 419 Erstliga-Partien „auch Erfahrungswerte für mich. Ich ja in meiner Karriere zum Glück nur selten verletzt.“
Mit Ausnahme vom letzten Ligaspiel in Freiburg stand Gentner ab dem 17. Spieltag nun allerdings stets auf dem Platz und zählt sich noch lange nicht zum alten Eisen. Eine Verlängerung seines auslaufendes Vertrags bei Union könne er sich „gut vorstellen, aber zu dieser Entscheidung gehören mehrere Personen“, sagte Gentner und verwies damit auch auf Oliver Ruhnert.
Der Manager „und ich haben einen Fahrplan, den wir in aller Entspanntheit besprochen haben. Wir haben keinen Druck. Ich habe immer betont, dass in meinem Fall mehr als das Sportliche dazugehört.“ Überhaupt bereitet er sich längst auf die Zeit nach der aktiven Karriere vor. Seit vergangenen Oktober ist Gentner einer von 14 Teilnehmern des von DFB und DFL neu organisierten Lehrgangs ‚Management im Profifußball.‘
Die bei seiner Ankunft im Sommer 2019 kaum für möglich gehaltene Aussicht, sich mit den Tabellensiebten aus Köpenick für das europäische Geschäft zu qualifizieren, spiele daher nur eine untergeordnete Rolle. „Europa ist kein Thema, dass in meinem Kopf herumspukt. Der Klassenerhalt ist unser oberstes Ziel“, versicherte Gentner mit Blick auf die 33 Zähler, die man zwölf Spieltage vor Schluss vorweisen kann. „Unsere Punktausbeute ist ein hervorragendes Zwischenzeugnis, ich habe ein sehr gutes Gefühl.“
Zu offensiveren Aussagen lässt sich der alte Haudegen nicht hinreißen, vor zwei Jahren hat er es „mit Stuttgart leider schon erlebt, dass viele dachten, es kann nichts mehr passieren. Dann hat es uns erwischt und wir haben sieben oder acht Spiele nicht gewonnen. Wir fahren also gut, wenn wir uns weiter auf unsere Aufgaben konzentrieren.“ Sollte es am Ende für Europa reichen, umso besser: „Körperlich fühle ich mich sehr gut, ich fühle mich bei Union wohl, ich habe noch viel Spaß.“
Dann haben wir uns wirklich ausgesprochen und ausgekotzt, ein Bier nach dem anderen getrunken, bis nachts um vier. Beim Training am nächsten Morgen um zehn sahen auch alle dementsprechend aus.
— Ansgar Brinkmann über einen Mannschaftsabend des VfL Osnabrück bei Neale Marmon.