Frühstück, Training, Warten: Magaths spezieller Muttertag

von Marcel Breuer | dpa11:50 Uhr | 08.05.2022
Herthas Trainer Felix Magath hält im Training eine Ansprache.
Foto: Matthias Koch/dpa

Felix Magath tat so, als sei nichts passiert. Im Sonnenschein stand der Trainer von Hertha BSC mit verschränkten Armen auf dem Übungsplatz in Sichtweite des Olympiastadions und beobachtete das von ihm nach einem gemeinsamen Frühstück als kleine Strafarbeit verordnete Treiben.

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Schnelle Hilfe vom FC Bayern München noch am Muttertag? Eine weitere Chance kommende Woche bei Borussia Dortmund? All diese Optionen waren Magath nach dem enttäuschenden 1:2 gegen den 1. FSV Mainz 05 total egal.

«Relegation» hatte er am Vorabend in jedes Mikrofon als Berliner Drohkulisse posaunt. Der zum Retter von Hertha BSC erkorene Trainer verfolgt im Saisonendspurt der Fußball-Bundesliga schon länger eine spezielle Taktik. Regelmäßig redet Magath sein Team schlecht und klein. So wirkt es in der Realität ein bisschen besser und größer.

«Als Profi, für den ich mich halte, bereite ich mich auf den schlechtesten Fall vor», sagte der 68-Jährige. Magath ist ein Fuchs. Kommt es besser, lag es an seiner Arbeit, kommt es schlecht, hat er es schon immer geahnt. Die Logik passt in die Gesamtstimmung bei der Hertha. Sie kommt auch Geschäftsführer Fredi Bobic bestimmt nicht ungelegen, ist ein ordentlicher Grundpessimismus doch die Grundlage für einen radikalen Umbruch, an dem die Berliner unabhängig von jeder Klassenzugehörigkeit in der kommenden Saison nicht vorbeikommen werden. Gegen Mainz waren alle Komponenten im Stadion zu sehen:

- Die Mannschaft hat sich zusammengerauft. Sie wird aber in allen Teilen neue Kräfte benötigen, um nicht wieder in Schieflage zu geraten. Auf Dauer können ein gealterter Kevin-Prince Boateng und ein Davie Selke unter Magath-Adrenalin den Laden nicht zusammenhalten.

- Der Trainer hat in der Kürze viel geschafft. Doch Magath ist kaum die Dauerlösung. Bobic wird seinen Fehler aus dem Vorjahr nicht wiederholen wollen, als er aus falschem Kalkül am damaligen Retter Pal Dardai festhielt. Bobic dementiert, aber die Trainersuche läuft.

- Die Fans sind nach der Versöhnungsgeste der Mannschaft gegen Mainz wieder besänftigt. Im Gegensatz zur Mannschaft war die Stimmung im Olympiastadion erstklassig. Ihren Einfluss haben gerade die Ultras erst einmal klar gemacht. Sie verstehen sich als Machtfaktor.

- Was passiert in der Chefetage? Bei der Mitgliederversammlung am 29. Mai könnte der Konflikt zwischen Präsident Werner Gegenbauer und Investor Lars Windhorst eskalieren. Gerade halten sich beide an den vereinbarten Burgfrieden. «Wirherthaner.de» prangte als riesiges Plakat im Olympiastadion. Ex-Ultra und Unternehmer Kay Bernstein bringt sich mit diesem Slogan als Chef-Option in Stellung.

Noch ist die Saison nicht vorbei. Magaths persönliche Bilanz ist bei drei Siegen, einem Remis und drei Niederlagen ziemlich passabel. Einen Sieg in Dortmund traut Magath seinem Team, das ihn gegen Mainz offensichtlich ziemlich enttäuscht hatte, offenbar nicht zu. «Ich habe keine Ahnung, wie sie Fußball beurteilen. Wir spielen gegen den Tabellenzweiten, wir sind Tabellen-15.», raunzte Magath einen Fragesteller an, der ihn auf diese sichere Option zum Klassenerhalt ohne Rechenspiele und bajuwarische Hilfe hinwies.

Magath griff also erst mal zu dem Stilmittel, das er beherrscht, er griff durch. Drei für den selbst erkämpften Klassenerhalt angedachte freie Tage wurden gestrichen. Es muss schließlich gearbeitet werden. Bei seinen Spielern kam er damit durchaus gut an. «Er weiß genau, welche Knöpfe er drücken muss», sagte Torschütze Selke. «Der Zusammenhalt. Auch wenn wir verlieren, sind wir eine Einheit», beschrieb Boateng den Berliner Stimmungswandel.

An einen gemeinsamen TV-Abend mit dem Bayern-Spiel als Programm dachten aber weder Magath noch sein Anführer Boateng. «Ich hoffe, ich kann zuhause ein bisschen ausruhen. Ich bin ein bisschen älter. Ich glaube nicht, dass wir uns zusammensetzen. Das wäre ein bisschen übertrieben», meinte Boateng.

(dpa)



Ich habe gebetet, nicht eingewechselt zu werden.

— Jürgen Ey, ehemals Bayern München, zum Pokalsieger-Achtelfinale beim FC Liverpool . Die Münchner verloren 0:3.