Für gerade einmal einhunderttausend Euro kam Arne Engels im Januar 2023 aus Belgien nach Augsburg. Bei den Fuggerstädtern hat man mit einem Investment in die Zukunft geplant, doch schon jetzt scheint sich der Transfer richtig auszuzahlen. Doch was zeichnet ihn aus und warum ist er so wichtig für den FCA? Unser Redakteur Nick Ballüer hat den jungen Belgier in unserem „Talente-Eck“ genau unter die Lupe genommen.
Samstag, 03.02.2024
Arne Engels spielte von 2015 bis 2020 in der Jugend vom belgischen Topverein Club Brügge. 2020 wurde er zum Club NXT Brügge versetzt, eine Art Reserveteam in der zweiten belgischen Liga. Dort verbrachte er zweieinhalb Jahre, bevor es ihn in die Bundesliga zog. Zunächst war er als zusätzliche Option auf dem Flügel eingeplant, aufgrund von Verletzungen im Kader startete er aber in sein Debüt gegen den BVB als Sechser rein. Bei der wilden 4:3 Niederlage konnte er dennoch glänzen und machte ein starkes Spiel inklusive Torvorlage.
Letzte Saison spielte er vor allem im zentralen Mittelfeld oder wich auf die Flügel aus. Auch als Rechtsverteidiger spielte er schon diese Saison, in der er seit der Ankunft von Jess Thorup hauptsächlich als Linksaußen eingesetzt wird. Seit seinem Wechsel nach Deutschland kam er insgesamt 32 Mal zum Einsatz, konnte bereits sein erstes Tor erzielen und insgesamt drei Treffer vorbereiten. Auch für Belgiens U21 durfte Engels bereits ran. Insgesamt sieben Einsätze und zwei Tore hat er vorzuweisen und könnte perspektivisch in die Nationalmannschaft stoßen.
Neben seiner Flexibilität zeichnen Engels vor allem sein Freigeist und seine Technik aus. Der FC Augsburg wird seit Jahren von Offensivproblemen geplagt und hat sich mit der Einstellung von Enrico Maaßen im Sommer 2022 eine Weiterentwicklung erhofft. Die blieb aus und auch die Transfers unterdessen unter anderem von Arne Maier oder Niklas Dorsch sollten mehr Spiel mit Ball und Spielkontrolle nach Augsburg bringen. Geklappt hat es aber nie so richtig.
Engels hingegen überragt mit Kreativität und Passkünsten. Er bringt zwar nicht unbedingt mehr Sicherheit im Spielaufbau mit, dafür erarbeitet er Chancen und spielt mit Risiko. Lange Pässe, Schlüsselpässe (Pässe, die Torchancen erzeugen) und starke Standards bringt er mit. Laut „FBRef“ spielt er 1,53 entscheidende Pässe und 8,81 lange Pässe pro 90 Minuten. Damit ist er in beiden Statistiken in den Top 20 % aller Spieler der europäischen Top-Ligen. Mit offensiver Einsatzfreude und Mut belebt er das Spiel des FCA. Es hat ihnen lange gefehlt und mit dem Toptalent aus Belgien bringt endlich jemand Flair und Spielwitz in die Fuggerstadt.
Nach Schwächen muss man bei dem 20-Jährigen genau suchen, um welche zu finden. Auch gegen den Ball ist er ordentlich und überzeugt mit Zweikampfhärte und Einsatz. An Physis und Tempo fehlt es ihm ein wenig, was er aber glänzend durch Spielintelligenz ausgleicht. Seine Gesamt-Passquote ist eher unterdurchschnittlich, was aber vor allem an der vertikalen Spielweise der Augsburger liegt. Im Abschluss und im Dribbling kann er durchaus noch zulegen, in beiden ist er zwar nicht schlecht, aber es fehlt der Feinschliff.
In nur einem Jahr in der Bundesliga konnte Engels seinen Marktwert von 500 Tausend Euro auf 7,5 Millionen katapultieren und gehört damit zu den wertvollsten Spielern beim FCA. In ungefähr der Hälfte seiner Einsätze in dieser Saison stand er in der Startelf. Im System von Thorup wird er vor allem auf dem Flügel eingesetzt, bisher konnte er seine Stärken aber vor allem in der Zentrale ausspielen.
Langfristig sehe ich ihn vor allem als offensiven Achter, eventuell sogar als Zehner. In seiner Zeit in der Bundesliga hat er schon einiges an Potenzial und Klasse gezeigt, hat aber trotzdem noch einen weiten Weg vor sich. Wenn er sich in der Augsburger Elf festspielen kann, wird er aber wohl schnell für größere Aufgaben bereit sein und die internationale Fußballwelt begeistern. Für einen großen Durchbruch spricht vor allem seine mentale Stärke. Eine der wichtigsten Eigenschaften, um es im harten Fußballgeschäft weit zu bringen.
Alles hat sich vor uns aufgebaut: Schlagt Mexiko! Es gibt kein besseres Szenario.
— Landon Donovan, USA, vor dem WM-Achtelfinale 2002 gegen Mexiko.