FC Bayern und die Nationalmannschaft: Keine Weltklasse

von Carsten Germann12:00 Uhr | 23.06.2023
Foto: Imago

Die Saison 2022/2023 endete für den Rekordmeister mit einer denkwürdigen Last-Minute-Meisterschaft und für die deutschen Nationalspieler beim FC Bayern München mit 3 sieglosen, restlos enttäuschenden Länderspielen. Die Debatten schwelen. Weltmeister Paul Breitner sieht beim DFB-Team „Fußball auf Bambini-Niveau.“ Nett ausgedrückt. Der deutschen Elf fehlt es ein Jahr vor der EURO im eigenen Land so an Qualität, wie es der Bundesliga an Weltklasse-Spielern fehlt. Das ist das zentrale Ergebnis der legendären „Ranglisten des deutschen Fußballs“, die das Kicker-Sportmagazin seit Montag veröffentlicht.

Die Erkenntnis des Fachblatts: „So mitreißend die Entscheidungen auf den letzten Drücker auch waren, so wenig hatten diese mit einer ausreichenden Qualität der Liga zu tun. Am deutlichsten wurde dies im Titelrennen, das seine Brisanz hauptsächlich durch die Münchner Krise im ersten Halbjahr 2023 gewann.“

Zum 3. Mal in Folge

  • Bitter: Kein Bundesliga-Profi verdiente sich 2022/2023 das Prädikat „Weltklasse.“
  • Diese Bewertung fehlte zum dritten Mal in Folge in der deutschen Eliteliga.
  • Das letzte Mal, dass kein Bundesliga-Profi von der in Nürnberg ansässigen Redaktion in die Rubrik „Weltklasse“ gewählt wurde, war zwischen Winter 2017/2018 und Sommer 2019.
  • Die Zahl an Bundesliga-Spielern, die „internationale Klasse“ sind, ging gegenüber der ersten Saisonhälfte 2022/2023 von 35 auf 25 Akteure zurück.

Besonders gravierend ist die Entwicklung beim FC Bayern: War der Rekordmeister Ende 2022 noch mit 15 Profis in der berühmten Rangliste, von denen 9 „internationale Klasse“ hatten, so sind es 2023 nur noch vier, unter anderem der Niederländer Matthijs de Ligt und die DFB-Spieler Leroy Sané und Jamal Musiala. Das ist zu wenig, um international Teams wie Manchester City zu trotzen, die mit schier unbegrenzten finanziellen Mitteln hantieren können.

„Früher war es ein Automatismus, dass herausragende Bundesligaspieler zum FC Bayern gewechselt sind“, schrieb Europameister Thomas Helmer, 1992 selbst vom BVB nach München gegangen, am vergangenen Montag in einer Kicker-Kolumne, „die Münchner haben ihre Wunschkandidaten auch bekommen, Matthäus, Ballack, Götze und viele andere, über Generationen. Doch die Situation hat sich verändert. Qualitätsspieler aus der Bundesliga, die die Bayern wirklich verstärken, sind seltener geworden oder teurer.“

Zehn Mal „internationale Klasse“ – zu wenig

Fehlende „Weltklasse“ musste man nicht nur dem FC Bayern, sondern auch den deutschen Nationalspielern insgesamt attestieren.

Lediglich 10 DFB-Spieler, die in der Bundesliga unter Vertrag spielen, kommen auf das Niveau „Internationale Klasse“, darunter Eintracht Frankfurts Rekord-Torhüter Kevin Trapp (32) und Weltmeister Matthias Ginter vom SC Freiburg.

„Big Nik“, Niklas Süle, von Felix Magath als „Spieler mit Übergewicht“ abgekanzelt, und Nico Schlotterbeck von Borussia Dortmund sowie Lukas Klostermann von RB Leipzig erreichen gerade die „Nationale Klasse.“



Es ist nicht so, dass man sich fünf Wochen auf eine einsame Insel legt und den ganzen Tag nicht weiß, was man tun soll. Der Rasen muss auch gemäht werden zu Hause.

— Thomas Müller über die Sommerpause