Fakten: Union Berlin „wie Leicester City“? Klares No!

von Carsten Germann12:30 Uhr | 03.09.2022
Foto: Imago

Union Berlin hat am Samstag gegen den FC Bayern München die Chance, erstmals in seiner Klubgeschichte die Tabellenspitze der Bundesliga zu erklimmen. Eine historische Saison in Berlin, aber auch ein Meistermärchen wie 2016  bei Leicester City in der Premier League? Fussballdaten.de macht den Check. Stand der Daten: 2. September 2022.

Tabellenführer! Von den 18 aktuellen Erstligisten wissen nur der FC Augsburg und der 1. FC Union Berlin noch nicht, wie sich das anfühlt. Das könnte sich am Samstag nur mit dem überhaupt ersten Bundesliga-Sieg gegen die Bayern (siehe dazu auch „Die Bayern-Bezwinger seit 2012“ /Fussballdaten.de-Grafik) ändern.

11 Spiele ungeschlagen

Die Köpenicker sind aber das einzige Team, das Saison übergreifend seit 11 Liga-Spielen ohne Niederlage ist. Das ist ein neuer Klubrekord. Eine Bestmarke war auch das 6:1 (3:1) beim FC Schalke 04 am vergangenen Samstag, der höchste Sieg für die „Eisernen“ in der Bundesliga.

„Wird es so wie einst bei Leicester City?“, fabulierten danach die geschätzten Kollegen von Sky sinngemäß. Union-Coach Urs Fischer sah hingegen klar: Es wird wichtig sein, diese Partie richtig einzuordnen.“

Moment mal: Union Berlin „wie Leicester City“? Das hat uns dann doch schon interessiert! Unser Redakteur hat Leicester City 2015/2016 auf dem Weg zur Sensations-Meisterschaft begleitet und macht den Check.

Leicester City vs. Union Berlin – Die Fakten

Punkte und Siege: Nach 4 Spielen hatte die Mannschaft von „Nearly Man“ Claudio Ranieri 2015 acht Zähler, sie startete mit zwei Siegen gegen den AFC Sunderland und bei West Ham United.

Union Berlin kommt nach der gleichen Spielanzahl auf 10 Punkte, holten aus den ersten beiden Partien (Derby gegen Hertha, 3:1) und in Mainz (0:0) aber nur 4 Zähler.

Treffer: Das Tor-Konto der Mannschaft von Urs Fischer steht bei 11:3, Leicesters Tor-Verhältnis nach 4 Partien: 8:5

Transfers: Leicester Citys Triumph kam nicht aus dem Nirgendwo, der von dem thailändischen Unternehmer Vichai Srivaddhanaprabha († 2018) finanzierte Klub gab fast 50 Mio. Euro aus.

Leicester City holte damals Spieler wie Shinji Okazaki (Mainz 05, 11 Mio. Euro Ablöse), Robert Huth (Stoke City, 4,2 Mio.) und einen gewissen N’Golo Kanté (9 Mio. Euro) von SM Caen.

„Die Eisernen“ haben 2022 nicht einmal die Hälfte an Transfer-Ausgaben getätigt, 24,7 Mio. Euro investierten die Berliner Macher für Jordan von den Young Boys Bern (6 Mio. Euro / zweitteuerster Transfer der Klubgeschichte) oder für Jamie Leweling von Absteiger Greuther Fürth (4 Mio. Euro).

Torjäger: Leicesters Märchen schrieb ein Typ namens Jamie Vardy (35 / „Jamie Vardy’s having Party – Bring your Vodka and your Charlie“) mit – der englische Stürmer markierte in 36 PL-Spielen 24 Treffer

In den ersten 4 Partien der Saison war er allerding nur zwei Mal erfolgreich.

Bei den Berlinern hat Sheraldo Becker an den ersten 4 Spieltagen vier Mal angeschrieben.

Fazit: Union Berlin auf den Spuren von Sensations-Meister Leicester City? No!

Sicher, es gibt einige Indizien, die dafür sprechen. Und Zahlen, die bei den Berlinern bei gleicher Spiel-Anzahl sogar besser sind als die von Leicester 2015. Das aber reicht noch nicht, um ein Meister-Märchen auszurufen. Erstens müssten die Berliner in jedem Fall die Hürde Bayern München meistern. Zweitens müsste Union so konstant wie Leicester damals (nur 2 Niederlagen bis Jahresende 2015) spielen.

Dann könnte man das Ding am Jahresende noch mal zur Wiedervorlage bringen. 



Und wieder nur 500 Zuschauer im Kölner Südstadion, rufen Sie an und ich gebe Ihnen die Namen durch.

— Werner Hansch