Manuel Baum sucht neue Bilder. Der ehemalige Bundesligacoach des FC Augsburg und von FC Schalke 04 widmet sich neben anderen Projekten gerade auch der Graswurzelarbeit. Der 42-Jährige unterstützt als Trainer die U8 des TSV Trudering, wo sein sechs Jahre alter Sohn Fußball spielt.
Sonntag, 03.04.2022
«Für Begriffe wie Freilaufen oder Verschieben haben die Kinder noch kein Bild im Kopf. Es geht um altersgerechte Kommunikation und altersgerechtes Entscheidungstraining», erzählte Baum der Deutschen Presse-Agentur in München.
Wie kann man Kindern ein Konzept vermitteln? Man muss ein passendes dafür Bild finden, das sie kennen. Wie ein Mensch aussieht, das wissen die Kinder. Linkes Bein, linker Arm, rechter Arm, rechtes Bein, Herz ziemlich in der Mitte, Kopf drauf und so weiter.
«Es darf kein Riese werden, die Beine dürfen nicht zu lang werden», erläuterte Baum das Bild, das er an die Kinder weitergab. «Dahinter stecken Ideen wie Kompaktheit, Gegenpressing und Nachschieben. Die Kinder verstehen das in einem Alter und auf eine Art und Weise, die ich gar nicht für möglich gehalten habe.»
Trainer vermitteln Ideen, Baum hat das schon in der Bundesliga gemacht. Er hat den FC Augsburg von Dezember 2016 bis April 2019 betreut, danach war er beim Deutschen Fußball-Bund Nachwuchstrainer. Zuletzt coachte er Schalke von September 2020 bis Dezember 2020. Seitdem hat Baum keinen Job mehr angenommen, Angebote waren da.
«Natürlich kann es wieder losgehen. Es muss aber passen, dafür müssen die richtigen Entscheidungsträger am richtigen Platz sein», sagte Baum. «Nur Übungsleiter zu sein, würde mir nicht reichen, ich möchte strategisch zumindest Impulse setzen können.»
Baum ist auch sein eigener Impulsgeber. «Für mich ist Leben ständiges Lernen. Du kannst immer Impulse mitnehmen und in deine Haltung einbauen», sagte Baum. Nur auf den passenden Anruf warten, das entspricht nicht dem Anspruchsdenken des ehemaligen Torwarts.
Baum arbeitet schon seit 2012 für Sky, er gibt dem TV-Sender seine Expertise. Der gebürtige Landshuter ist auch zum Unternehmer in Sachen Datenanalyse geworden, mit seinem Team deckt er zum Beispiel für den Pay-TV-Kanal die komplette Bundesliga in Deutschland ab.
«Ich beschäftige mich mit momentan mit sehr viel interessanten und innovativen Themen rund um den Fußball, die mehr oder weniger alle auf den Fußball einzahlen», erklärte Baum. «Mir war immer wichtig, einen 360-Grad-Blick auf den Sport zu gewinnen. Wenn man über Inhalte redet, egal aus welcher Perspektive, fällt es einem einfacher, Dinge zu beurteilen, wenn man sie selber erlebt hat.»
Profitrainer stehen unter dem Brennglas der Öffentlichkeit. Permanent werden sie hinterfragt, permanent zweifelt man an ihnen. «Es ist ein sehr, sehr anspruchsvoller Beruf», sagte Sportpsychologe Werner Mickler. Der Job ist aber auch wegen seiner Exklusivität so reizvoll. «Fußballer haben den schönsten Beruf», befand einmal RB Leipzigs Coach Domenico Tedesco, «der zweitschönste ist es, Trainer zu sein.»
Baum ist wieder bereit. «Ich bin nicht der Copy-and-Paste-Trainer, auch nicht der YouTube-Trainer, der kontextlos etwas übernimmt. Ich will einen Schritt voraus sein. Was kann ich anders machen, damit sich der Gegner an uns anpassen muss?», sagte Baum und betonte: «Ich brenne für den Fußball.»
(dpa)
Wir haben 99 Prozent des Spiels beherrscht. Die übrigen drei Prozent waren schuld daran, dass wir verloren haben.
— Ruud Gullit