Es ist vorbei: Leverkusen verliert nach 463 Tagen

von Jean-Pascal Ostermeier | sid20:40 Uhr | 31.08.2024
Es ist vorbei: Leverkusen verliert nach 463 Tagen
Foto: AFP/SID/UWE KRAFT

Die sagenhafte Serie von Bayer Leverkusen ist nach 463 Tagen und 35 Spielen tatsächlich gerissen. Der Double-Gewinner verlor ein hitziges Topspiel gegen RB Leipzig am Samstag nach 2:0-Führung noch 2:3 - es war die erste Bayer-Niederlage in der Bundesliga seit einem 0:3 beim VfL Bochum am 27. Mai 2023. Diesmal gab es keines der unzähligen späten Comebacks.

Nachdem die 29.615 Zuschauer in der BayArena des verstorbenen Christoph Daum mit einer Schweigeminute gedacht hatten, ließ Jeremie Frimpong (39.) zwar die Bayer-Fans jubeln. Alejandro Grimaldo (45.) legte sogar nach - doch Kevin Kampl (45.+7) köpfte noch vor der Pause zum Anschluss ein. Lois Openda (57.) glich aus und versetzte Bayer auch den Knockout (80.). Leipzigs Trainer Marco Rose hatte früh die Gelb-Rote Karte (26.) gesehen.

Nach dem überraschend knappen 1:0 im DFB-Pokal bei Carl Zeiss Jena unter der Woche hatte Bayer-Trainer Xabi Alonso zugegeben, dass sein Team "noch nicht bei 100 Prozent" sei - und im Spiel gegen RB, einer Partie "wie ein Champions-League-Spiel", alles gegeben werden müsse.

Seine Mannschaft hatte ihn offenbar erhört. Angeführt von Nationalmannschaftsverteidiger Jonathan Tah, der nach dem Ende der Posse um einen Wechsel zu Bayern München in Abwesenheit des erkrankten Lukas Hradecky die Kapitänsbinde trug, war Bayer gegen eine neu formierte Leipziger Defensive zunächst klar die zielstrebigere Mannschaft.

Nachdem Edmond Tapsoba (6.) und Piero Hincapie (10.) mit sehr guten Kopfballchancen gescheitert waren, hielt erst einmal das ganze Stadion den Atem an. Bayer-Stürmer Victor Boniface hatte nach einer Ecke zum Fallrückzieher angesetzt und Leipzigs Amadou Haidara mit voller Wucht am Kopf getroffen.

Haidara blieb zunächst regungslos liegen, ging dann selbständig vom Feld, ein früher Wechsel war jedoch unumgänglich. Boniface sah Gelb, Nicolas Seiwald kam ins Spiel - und die Partie wurde hektischer. Vor allem bei Rose kochten dann die Emotionen zu hoch, der RB-Coach beschwerte sich nach einem vermeintlichen Foul vor seiner Trainerbank zu vehement und wurde von Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck aus dem Innenraum verwiesen.

Nach einer halben Stunde und der ersten Trinkpause des lauen Spätsommerabends gab es dann auch wieder sportliche Highlights. Benjamin Sesko (32.) ließ die bis dato beste Gelegenheit der Gäste aus, auf der Gegenseite machte es Frimpong besser, als er frei vor Peter Gulacci auftauchte und aus kurzer Distanz traf. 

Nur sechs Minuten später schob Grimaldo nach überlegtem Querpass von Florian Wirtz locker ein. In vermeintlicher Sicherheit ließ die Bayer-Defensive dann aber Kampl sträflich frei, sodass der Mittelfeldspieler locker zum Anschluss einköpfte. 

Zu Beginn der zweiten Hälfte blieb Leipzig dann am Drücker und Bayer nachlässig. Openda traf aus spitzem Winkel durch die Beine von Hradecky-Vertreter Matej Kovar und stellte zehn Minuten vor dem Abpfiff das Spiel auf den Kopf. Es war vorbei: Bayer Leverkusen kann doch noch verlieren.

(sid)




Man kann nicht gewinnen, wenn man keine Tore schießt.

— Aleksandar Ristic