Die Energiekrise sorgt auch in der Fußball-Bundesliga für Kopfzerbrechen.
Wo stecken Einsparpotenziale, wenn Energiepreise steigen und sich die Versorgungssituation verschärft? Wie lassen sich Stromfresser wie Rasenheizung, Flutlicht und Klimatisierung zähmen?
Längst werden Notfallpläne entworfen, um unabhängiger von Gas als Energieträger zu werden. Im Amateur-Fußball machte im Rahmen einer Umfrage des Deutschen Fußball-Bundes schon das Wort-Ungetüm «Energie-Lockdown» die Runde, also das Schließen von Sporteinrichtungen.
Die Bundesliga weiß um den Ernst der Lage, wenn es um das Einsparen von Kilowattstunden geht. «Alle Clubs haben die Relevanz der Energieversorgung und der möglichen Knappheit für sich selber auf der obersten Priorität. Wir werden als Fußball dazu beitragen, was wir beitragen können und tun alles, um mögliche Einsparungen zu generieren», verkündete DFL-Geschäftsführerin Donata Hopfen Mitte August bei der Generalversammlung aller 36 deutschen Profivereine.
Rund eine Woche zuvor war der europäische Gas-Notfallplan zur Vorbereitung auf einen möglichen Stopp russischer Erdgaslieferungen in Kraft getreten. Der Plan sieht vor, dass alle EU-Länder ihren Gasverbrauch bis März kommenden Jahres freiwillig um 15 Prozent senken, verglichen mit dem Durchschnittsverbrauch der vergangenen fünf Jahre in diesem Zeitraum.
Stadionbelechtung wird runtergefahren
Seitdem versucht die Bundesliga beim Energiesparen noch etwas mehr Gas zu geben - auch wenn sie diese Redewendung so sicher nicht wählen würde. Eine der auffälligsten Maßnahmen, bevor es Herbst und damit ernster wird, betrifft die Beleuchtung der Stadien.
So schaltet der FC Bayern die rote Außenbeleuchtung der Allianz Arena nur noch drei statt bislang sechs Stunden ab Dunkelheit ein. Der Borussia-Park in Mönchengladbach wird nicht mehr täglich, sondern nur noch am Spieltag grün illuminiert.
«Um unsere Ambitionen im Bereich der Nachhaltigkeit zu erfüllen, arbeiten wir ohnehin seit Längerem in verschiedenen Bereichen daran, den Verbrauch von Energie immer weiter zu reduzieren. Angesichts der aktuellen Krise haben wir diese Aktivitäten noch einmal verstärkt», sagte der Münchner Finanz-Vorstand Jan-Christian Dreesen.
Der deutsche Fußball-Rekordmeister stellt auch die mit Gas betriebene Rasenheizung auf Luft-Wärme-Pumpen um. Andernorts wird in Fluren tagsüber kein Licht mehr eingeschaltet, außerdem wird in Geschäftsstellen die Raumtemperatur dauerhaft gesenkt. Ein Grad mehr oder weniger bedeutet dabei einen Mehr- oder Minderaufwand von fünf Prozent des Energieverbrauchs, heißt es.
«Mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen»
«Durch ökologisches Handeln punkten wir auch bei den Fans, den Medien, in der Politik, und nicht zuletzt bei Sponsoren, die immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen», meinte der Mönchengladbacher Geschäftsführer Stephan Schippers und beschrieb das Thema Nachhaltigkeit damit auch als Marketing-Tool.
Der VfB Stuttgart rechnet wegen der gestiegenen Energiepreise mit Mehrbelastungen im Millionenbereich und will sich in Sachen Energieträger breiter aufstellen. Derzeit heizen die Stuttgarter ihre Rasenplätze und Innenräume mit Gas, das im Winter zur Mangelware werden könnte. «Wir entwerfen gerade einen Notfallplan, um unabhängiger von Gas als Energieträger zu werden», sagte der VfB-Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten».
Umstellung des Spielbetriebs?
Damit Energiekosten für die Fußball-Bundesliga eingespart werden können, würde eine deutliche Mehrheit der Deutschen eine Umstellung des Spielbetriebs auf eine Saison von Frühjahr bis Herbst befürworten. 34 Prozent sehen das «auf jeden Fall» für einen richtigen Weg, 27 Prozent antworteten mit «eher ja» auf eine entsprechende Frage. Ablehnend stehen einem veränderten Saison-Rhythmus demnach 17 Prozent der Bundesbürger gegenüber, wie aus einer repräsentativen Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur hervorgeht.
Die Umstellung auf das Kalenderjahr würde auch jenen zusagen, die die Flutlichter tagsüber gern dimmen würden. Die «Beleuchtungsanlagen der Stadien der Bundesliga» sollen die Spielfelder ordentlich ausleuchten. In der Bundesliga ist eine Beleuchtungsstärke von mindestens 1600 Lux vorgeschrieben, lieber sollen es aber 2000 sein - selbst wenn es tagsüber sonnenhell ist. Dadurch soll den TV-Sendern eine möglichst einheitliche Optik garantiert werden. Man will ja auch eine «schlagartig abfallende Beleuchtungsstärke in den Randbereichen außerhalb des Spielfeldes» vermeiden, so der Wunsch.
In Karlsruhe gab es zuletzt auch einen Modellversuch, als eine Halbzeit lang auf die künstliche Beleuchtung verzichtet wurde. Man dürfe den Fußball nicht «als Symbolpolitik» missbrauchen, warnte Hopfen auf der Generalversammlung. In der Energiekrise würde ein sinnvolles Zeichen aber sicher nicht schaden.(dpa)
Aber wenn immer alles gut ist, neigt man natürlich auch ein bisschen dazu, und jetzt ist es eben mal nicht gut und das ist gut, wenn es auch mal nicht gut ist.
— Ist gut, ist gut, ist gut, Matthias Sammer...