Elf Nationalspieler – aber „Explosionsgefahr“ beim BVB

von Carsten Germann16:30 Uhr | 12.09.2023
Foto: Imago

Borussia Dortmund hatte mit der Verpflichtung von Nationalstürmer Niclas Füllkrug (30) kurz vor Transfer-Schluss einen vermeintlichen Coup gelandet. Der Angreifer von Werder Bremen wird der elfte aktuelle oder ehemalige deutsche Nationalspieler beim BVB. Ein gutes Omen scheint das nicht zu sein, wie der Blick auf die Historie zeigt.

Das Debüt von „Lücke“ Füllkrug, wie der Ex-Bremer genannt wird, geriet beim 2:2 (2:0) gegen den Neuling 1. FC Heidenheim vor der Länderspiel-Pause zur großen Enttäuschung. Füllkrug konnte dem Team nach seiner Einwechslung nicht helfen. Er wartet seit dem 27. Spieltag der vergangenen Saison beim 2:2 in Mainz (für Bremen) auf einen Bundesliga-Treffer.

BVB-Stars gegen Japan: 2-mal Note 5, ein Mal Note 6

Mit seiner Einwechslung wurde er zum 11. deutschen (Ex-)Nationalspieler, der für den BVB in dieser noch jungen BL-Saison zum Einsatz kam.

Es sind dies Nico Schlotterbeck, Niklas Süle (Kicker-Note 6 bzw. 5 beim 1:4 gegen Japan), Mats Hummels, Marius Wolf, Emre Can (Note 5 gegen Japan), Felix Nmecha, Marco Reus, Julian Brandt, Karim Adeyemi und Youssoufa Moukoko.

SPORT BILD (aktuelle Ausgabe) sieht nach 3 Spieltagen trotz (oder wegen) der 11 deutschen Nationalspieler schon „Explosionsgefahr beim BVB“ und macht das u. a. an einem DFB-Kicker fest. Nico Schlotterbeck (23) soll sich vor dem 2. Spieltag einen Streit mit Coach Edin Terzic (40) geliefert haben, bei dem die „Wortwahl dabei in Teilen nicht jugendfrei war.“

Nun ja, das soll im Fußball schon mal vorgekommen sein…

Elf deutsche Nationalspieler im Kader, so viele waren es bei den Schwarzgelben zuletzt 1998/99, mehr noch nie. Diese Konstellation bot auch vor 25 Jahren schon eine Menge Konfliktpotenzial und sorgte für höchst wechselhafte Leistungen der Borussia.

Nur ein Sieg

  • Der BVB gewann damals nur eines der ersten 5 Bundesliga-Spiele (3:0 gegen Hertha BSC).
  • Und das ungeachtet der geballten DFB-Prominenz auf dem Platz. Welt- und Europameister Andreas Möller (damals 30) war mit 7 Toren zweitbester Schütze in der Bundesliga-Saison hinter dem Schweizer Stéphane „Chappi“ Chapuisat (8 Buden) in seinem letzten Fall. Er verließ Dortmund am Saisonende („Man will mich nicht mehr“).  
  • Heiko Herrlich und Lars Ricken trafen 6 bzw. 5-mal. Der damals 32 Jahre alte Abwehr-Recke Jürgen „Fußballgott“ Kohler machte 29 Spiele, Stefan Reuter 25.

Größter Streitpunkt war die Rolle von Weltmeister Thomas „Icke“ Hässler, der zusammen mit Möller in Dortmund nicht funktionierte und von Trainer-Rookie Michael Skibbe nur 18-mal eingesetzt wurde. Neu beim Revierklub war auch Nationalspieler Christian Nerlinger vom FC Bayern München.

Weitere DFB-Nationalspieler im für umgerechnet 15 Millionen Euro runderneuerten BVB-Kader: Manfred Binz, Knut Reinhardt, Steffen Freund und René Schneider.

Am 1. Januar 1999 verblüffte Borussia Dortmund mit der Verpflichtung des beim AC Milan nicht gut gelittenen deutschen Nationaltorhüters Jens Lehmann. Der ehemalige Schalker ersetzte Stamm-Keeper und Publikumsliebling Stefan Klos, den es zu den Glasgow Rangers zog.

  • Die Lage blieb angespannt: Lehmann leistete sich am 10. April 1999 beim 0:2 in Rostock den ersten von 4 Platzverweisen in seiner Zeit beim BVB.
  • Immerhin: Mit 3 Siegen aus den letzten 4 Spielen rettete der Champions-League-Sieger von 1997 noch Rang 4 und die Qualifikation zur „Königsklasse.“

 



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— Uli Hoeneß über den SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil.