Die elf größten Derby-Momente

von Jean-Pascal Ostermeier | sid11:30 Uhr | 11.03.2023
Die elf größten Derby-Momente (zusammengestellt vom SID)
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181 teils legendäre Spiele hat es zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 seit 1925 gegeben, 99 davon in der Bundesliga seit 1963. Das 100. Derby am Samstag (18.30 Uhr/Sky) ist das Duell eines Meisterschaftsaspiranten beim Abstiegskandidaten. Noch spricht die Bilanz für Schalke: 69 Siegen stehen 47 Unentschieden und 65 Niederlagen gegenüber, das Torverhältnis lautet 337:286.

In der Bundesliga-Ära spielte niemand mehr Derbys als das Schalke-Idol Klaus Fichtel und BVB-Torhüter Roman Weidenfeller (je 24), niemand gewann mehr als die Dortmunder Michael Zorc und Mats Hummels (je 10). Doch in Erinnerung bleiben nicht Statistiken, sondern Geschichten. - Die elf größten Derby-Momente:

DAS ERSTE DERBY

3. Mai 1925: Schalke 04 - Borussia Dortmund 4:2

Die Geburtsstunde des Schalker Kreisels in der Ruhrgaumeisterschaft der Kreisligen. "Kurz und flach wandert der Ball von Mann zu Mann", schreibt der Dortmunder Generalanzeiger über das Spiel der Schalker in Herne. Ernst Kuzorra, 19 Jahre alt, trifft doppelt. Er wird zu einer Schalker Legende werden.

DER HÖCHSTE SIEG

20. Oktober 1940: Schalke 04 - Borussia Dortmund 10:0

Kein Derby ist einseitiger als jenes während des Zweiten Weltkriegs in der Gauliga Westfalen. Wieder ist Ernst Kuzorra der Held, diesmal erzielt er vier Tore in der ersten Halbzeit. Nur 3000 Zuschauer sehen das Spiel in der Glückauf-Kampfbahn.

DAS ERSTE BUNDESLIGA-DERBY

7. September 1963: Schalke 04 - Borussia Dortmund 3:1

Reinhold Wosab erzielt in der sechsten Minute das erste Derby-Tor in der Bundesliga - für den anfangs überlegenen BVB. Dann aber bricht Dortmund ein, Schalke trifft vor 38.000 Zuschauern dreimal innerhalb von 14 Minuten. Im Rückspiel revanchiert sich der BVB mit einem 3:0.

DAS NEBEL-DERBY

12. November 1966, Borussia Dortmund - Schalke 04 6:2

Gerd Henning hatte eine Taktik. "Immer, wenn der Ball in den Nebel geschossen wurde, bin ich hinterhergelaufen. Das war anstrengend, aber okay", berichtet der Schiedsrichter. Denn im Stadion Rote Erde sehen selbst die Spieler kaum die Hand vor Augen. "Wir mussten uns gegenseitig über den Spielstand informieren", erzählt Schalkes Klaus Fichtel. Die Nachricht ist ernüchternd: Die Königsblauen verlieren 2:6, drei Tore erzielt Lothar Emmerich. Der sagt später: "Wenn wir etwas gesehen hätten, hätten wir noch höher gewonnen."

DER HUNDEBISS

6. September 1969: Borussia Dortmund - Schalke 04 1:1

Friedel Rausch liegt bäuchlings auf dem Rasen, das Hinterteil entblößt, einige Männer sitzen und stehen recht ratlos drumherum. "Die Narbe ist ein Andenken für immer", berichtete Rausch, der 2017 mit 77 verstarb, stets. Schäferhund "Rex" hatte herzhaft zugebissen, als Hunderte Schalker im Jubel über das 1:0 durch Hansi Pirkner den Platz stürmten. Das Foto ist eine Ikone der Bundesliga.

FICHTELS ABSCHIED

22. April 1986: Borussia Dortmund - Schalke 04 1:1

Es ist kein großes, legendäres Derby, es zieht seine Bedeutung aus der Personalie Klaus Fichtel. Der ist eigentlich als Co-Trainer zu Schalke zurückgekehrt, spielt aber dann doch wieder - auch in seinem 24. Derby. Fichtel ist damit in der Bundesliga-Ära Rekordhalter zusammen mit Roman Weidenfeller. Das Spiel endet durch ein spätes Elfmetertor von Michael Zorc 1:1, sonst wäre Fichtel auch der Mann mit den meisten Derbysiegen. So hat er neun - und Zorc und Hummels zehn.

LEHMANNS TOR

19. Dezember 1997: Borussia Dortmund - Schalke 04 2:2

Es ist ein Eckball, den es nicht hätte geben dürfen, aber das interessiert nachher fast niemanden - außer den BVB-Präsidenten Gerd Niebaum, der den Linienrichter Dirk Margenberg als "Weihnachtsmann" beschimpft. Margenberg eröffnet mit seiner Fehlentscheidung die Chance zu einem Derby-Klassiker: Der nach vorne gestürmte Schalke-Torhüter Jens Lehmann trifft in der Nachspielzeit per Kopf zum Ausgleich. Es ist das erste Tor eines Torhüters in der Bundesliga aus dem Spiel heraus. Lehmann wechselt später zum BVB.

MÖLLERS RÜCKKEHR

23. September 2000: Borussia Dortmund - Schalke 04 0:4

Es ist die Rückkehr des Verräters. Andreas Möller ist im Sommer vom BVB zu Schalke 04 gewechselt, was für beide Seiten ein Unding ist. Die Anfeindungen sind nicht zitabel. Dann jener 23. September: Möller macht ein Riesenspiel, mit nacktem Oberkörper feiert er vor der Schalker Kurve. Die Fans singen: "Ohne Möller habt ihr keine Chance!" Am Ende wird Andreas Möller mit Schalke Meister - aber nur für vier Minuten.

DIE VERSPIELTE MEISTERSCHAFT

12. Mai 2007: Borussia Dortmund - Schalke 04 2:0

Der süßeste Derby-Sieg. Der BVB hat eine schlimme Saison hinter sich, er wird es nicht in den Europapokal schaffen, doch ein Ziel bleibt: Schalke die Meisterschaft zu versauen! Das Stadion kocht beim Einlaufen, auf einem Transparent steht: "Nur gucken, nicht anfassen!" Und tatsächlich: Der Tabellenführer stolpert, Alex Frei und Ebi Smolarek treffen für Dortmund. "Gejammert wird erst, wenn alles vorbei ist", sagt Schalkes Fabian Ernst noch kämpferisch. Das ist es eine Woche später - Meister wird der VfB Stuttgart.

DAS SPIEL DES JAHRZEHNTS

25. November 2017: Borussia Dortmund - Schalke 04 4:4

Schalke liegt am Boden. 0:4 steht es nach 25 Minuten, Trainer Domenico Tedesco sagt seiner Mannschaft, er wolle nur noch die zweite Halbzeit gewinnen. Der BVB träumt von einer historischen Demütigung des Rivalen. Doch er bricht nach dem ersten Gegentor in der 61. Minute zusammen. Naldo köpft in der Nachspielzeit den Ausgleich und krönt das größte Comeback der Derby-Geschichte.

DIE REVANCHE

27. April 2019: Borussia Dortmund - Schalke 04 2:4

Rache ist süß. Zwölf Jahre nach der verspielten Meisterschaft in Dortmund nimmt Schalke Revanche. Mit Retter Huub Stevens triumphiert der Abstiegskandidat, BVB-Trainer Lucien Favre klagt: "Der Titel ist verspielt." Doppel-Rot für Marco Reus und Marius Wolf - Doppelpack von Daniel Caligiuri, der später in der Schalker Vereinskneipe mit den Fans auf dem Tisch tanzt. (SID)



Von finanziellen Dingen mag sie ja Ahnung haben. Aber im Fußball sollte sie nicht mitreden. Da gehört die Frau an den Herd!

— Peter Pacult über Angela Häßler