DFB-Boss und der berühmte Patenonkel: «Einfach der Fritz»

von Marcel Breuer | dpa07:14 Uhr | 30.10.2020
Fritz Keller ist der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Foto: Arne Dedert/dpa
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Frankfurt/Main (dpa) - Berühmter kann ein Patenonkel im Fußball kaum sein. DFB-Präsident Fritz Keller, eigentlich Friedrich Walter Keller, hat in seiner Kindheit früh gemerkt, dass der 1954er-Weltmeister Fritz Walter ein besonderer Mensch ist. 

Von dem ehemaligen Profi des 1. FC Kaiserslautern, der 2002 starb und am 31. Oktober 100 Jahre alt geworden wäre, bekam Keller als Kind kleine Geschenkpakete, wie der Chef des Deutschen Fußball-Bundes im Interview der Deutschen Presse-Agentur erzählte.

Fritz Walter als Patenonkel – das werden sich viele Kinder gewünscht haben. Wie kam es zu dem Kontakt ihrer Eltern zum Weltmeister von 1954?

Fritz Keller: Mein Vater war damals glühender Anhänger des 1. FC Kaiserslautern und ist immer auf den Betzenberg gefahren. Durch gemeinsame Bekannte hatte er da schon ab und an Kontakt. In der Gaststätte meiner Familie am Kaiserstuhl war Fritz Walter dann auch zu Gast. Und über diese Freundschaft kam es zur Patenschaft. Und ja, der Fritz war auch ein großer Connaisseur. Und meine Mutter war eine großartige Köchin und mein Vater hatte einen großen Weinkeller.

Wann haben Sie als Kind gemerkt, welche Bedeutung ihr Patenonkel für den deutschen Fußball hatte?

Keller: Ich habe als kleines Kind auch mal mit am Stammtisch gesessen. Wenn er reingekommen ist, dann war Ruhe im Raum. Da haben wir gemerkt, welche Aura er hatte, dass er etwas ganz Besonderes an sich gehabt hat. Er hat einfach für jeden ein gutes Wort übrig gehabt, war so geduldig und freundlich. Als ich dann angefangen habe, Fußball zu spielen – gegen den Wunsch meines Vaters, der den Fußball für eine Droge hielt, die von Arbeit und Schule abhält –, da habe ich gemerkt, was für eine Erwartungshaltung in meinen Namen gesetzt worden ist. Diese Erwartung konnte ich natürlich nie erfüllen (lacht).

Haben Sie eine besondere Erinnerung an ihren Patenonkel?

Keller: Ich war im Kloster im Internat. Das war übrigens eine sehr, sehr schöne Zeit, in der ich Fußball spielen durfte, in der ich Skifahren und klettern durfte. Er hat mir immer wieder irgendetwas zugeschickt. Kleine Fußballschuhe von Adidas oder mal ein T-Shirt, Kleinigkeiten. Die Erzieherinnen waren immer ganz erstaunt, wenn sie gesehen haben, dass da ein Päckchen für Fritz Walter gekommen ist – von Fritz Walter! Alle waren gespannt, was in diesen Päckchen war. Da habe ich gemerkt, wie besonders er für alle war. Für mich war er einfach der Fritz.

Was haben Sie von Fritz Walter gelernt?

Keller: Als ich so langsam politisch geworden bin und mich engagiert habe, da habe ich gesehen, welche Kraft er auch in die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs gesteckt hat. Wie er mit der Bedeutung der Weltmeisterschaft für Deutschland umgegangen ist. Der Fußball hat uns wieder Normalität in das Land gebracht. Das ist die Kraft des Fußballs, die ich auch durch ihn vermittelt bekommen habe. Er war der Meinung, dass der Fußball eigentlich in eine Rolle gedrängt wird, zu lösen, was Politiker nicht lösen können. Aber er hat gesagt: Wir gehen es an. Und er hat eine gerade Haltung gehabt. Deshalb ist er für mich ein Held und bleibt ein Held.

ZUR PERSON: Fritz Keller wurde am 2. April 1957 in Freiburg geboren und wuchs als Patenkind von Fritz Walter auf. Nach langjähriger Arbeit an der Spitze des Bundesligisten SC Freiburg wurde der renommierte Winzer am 27. September zum DFB-Präsidenten gewählt.

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1. FC Kaiserslautern
2. Bundesliga
Rang: 6Pkt: 26Tore: 30:26



Wenn sie subjektiv sind, dann werde ich an meinen objektiven festhalten. Wenn sie objektiv sind, werde ich überlegen und vielleicht die objektiven subjektiv geäußerten Meinungen der Spieler mit in meine objektiven einfließen lassen.

— Erich Ribbeck über subjektive und objektive Beobachtungen zur EM 2000