Sein Auftritt erinnerte fast an die legendäre Rede von Giovanni Trapattoni: Hannovers Trainer André Breitenreiter hat mit deutlichen Worten die angedrohte Urlaubssperre für seine Profis verteidigt und Torjäger Niclas Füllkrug mit einem Schüler verglichen.
Mittwoch, 19.12.2018
Auf einer denkwürdigen Pressekonferenz teilte der Coach des stark abstiegsgefährdeten Fußball-Bundesligisten am Dienstag gegen seine Mannschaft aus. «Wir haben uns in den letzten 14 Tagen in gleich zwei Spielen wehrlos ergeben. Das ist eine Ausnahmesituation. Und die erfordert besondere Maßnahmen», erklärte Breitenreiter. «Wir haben deshalb beschlossen, es etwas rauer angehen zu lassen.»
Die katastrophalen Leistungen des Tabellenletzten in den Heimspielen gegen Hertha BSC (0:2) und gegen den FC Bayern (0:4) haben Breitenreiter und Manager Horst Heldt vor dem wichtigen Auswärtsspiel beim SC Freiburg am Mittwoch als Anlass für eine Drohung gegen die wegen zuletzt fehlender Einstellung auffallenden Profis genommen: Kein Urlaub an Weihnachten. «Wenn meine Versetzung in der Schule gefährdet ist, dann mache ich auch nicht vier Jahre, vier Wochen oder vier Tage Urlaub, sondern dann übe ich», polterte Breitenreiter.
Bei mehr als drei Punkten aus den restlichen Spielen in Freiburg und am 22. Dezember gegen Fortuna Düsseldorf würde 96 den Spielern die Weihnachtspause gönnen. Bei nur einem Sieg würde Breitenreiter erwägen, seinen Spielern frei zu geben. Mit weniger als drei Zähler wäre der Urlaub passé. «Ein realistische Ziel», nannte es der Ex-Profi. «Das ist kein Aktionismus. Wir haben zehn Punkte und sind am Tabellenende. Wir haben sehr viel Nachholbedarf. Es geht nur um 96. Ich bestrafe mich doch damit selbst. Ich würde auch lieber Urlaub machen. Es geht aber nur darum, im kommenden Sommer versetzt zu werden.»
Breitenreiter nahm gerne den Schul-Vergleich zur Hilfe. Angreifer Füllkrug war am Sonntag zuvor beim Training mit dem Coach aneinandergeraten, nachdem sich der 96-Profi «respektlos» gegenüber einem Athletiktrainer verhielt. «Wie spielst du denn den Ball, Alter», rief Füllkrug nach einem Pass in Richtung Trainerteam. Familienvater Breitenreiter erinnerte das an die Situation eines trotzigen Schülers.
«Wenn Ihr Kind mit einer Sechs in der Matheklausur nach Hause kommt und der Lehrer dazu noch sagt: Ihr Kind hat diese Arbeit schon nach zwei Minuten abgegeben. Was macht man dann zu Hause? Man geht die Arbeit noch einmal komplett durch», erklärte der Trainer. «Danach kommt das Mittagessen auf den Tisch, und es gibt nicht das gewünschte Rinderfilet, sondern eine Nudelsuppe. Und das Kind quittiert diese Nudelsuppe mit der Aussage: Ey Alte, was hast du denn hier für ein Essen auf den Tisch gebracht? Bei so etwas greife ich immer ein. Das sind Prinzipien, gegen die verstoßen wurden.» Füllkrug muss nicht mit Konsequenzen rechnen. «Die Sache ist abgehakt», bestätigte der Coach. «Ich stelle damit nicht den Charakter von Niclas Füllkrug infrage.»
Auch für den Trainer dürften die beiden Partien in Freiburg und gegen Düsseldorf durchaus über die Zukunft entscheiden. Zwei Niederlagen könnten das Aus für Breitenreiter bedeuten. «Es geht aber nicht um mich», wehrte der 45-Jährige ab. «Die beiden Spiele sind wichtig. Da werden wir ein anderes Gesicht zeigen.»
(dpa)
Einmal ist man der Baum, einmal ist man der Hund.
— Wolfsburgs Trainer Martin Schmidt am 13, Spieltag relativierend über zwei Video-Aufreger beim 1:2 gegen den FC Augsburg.