BVB-Sieg beim SC: Mutmacher, aber noch kein Befreiungsschlag

von Marcel Breuer | dpa13:06 Uhr | 17.09.2023
Dortmunds Mats Hummels (r) jubelt nach seinem Tor zum 4:2.
Foto: Tom Weller/dpa

Per Stochertor aus dem Stimmungstief. Die Erleichterung war Spielern und Verantwortlichen von Borussia Dortmund nach dem hart erkämpften 4:2 (1:2)-Sieg beim SC Freiburg anzusehen - und Doppelpacker Mats Hummels war der gefeierte Mann.

Einen «richtig guten Job» habe der Abwehrchef gemacht, befand Trainer Edin Terzic. Gleichwohl sah er genau wie Sportdirektor Sebastian Kehl, dass der Vizemeister «noch nicht bei 100 Prozent» ist. Der zweite Saisonerfolg in der Fußball-Bundesliga war ein wichtiger Mutmacher für den Champions-League-Hit bei Paris Saint-Germain am Dienstag (21.00 Uhr/Amazon Prime), aber noch kein Befreiungsschlag.

Hummels: «Wir wollen ein Top-Team sein»

Einen «richtigen Schritt nach vorne» habe die Mannschaft zwei Wochen nach dem blamablen 2:2 (2:0) gegen Aufsteiger 1. FC Heidenheim gemacht, meinte Kehl. Wohlwissend, dass sie immer noch reichlich Luft nach oben und in der Königsklasse nun eine Mammutaufgabe vor sich hat. Gegen die Startruppe von PSG brauche es sicher «eine richtig gute Leistung, um auch dort zu bestehen und in dieser schwierigen Gruppe zu bestehen», erklärte der 43-Jährige. Die 2:3-Niederlage gegen OGC Nizza in der Liga am Freitag habe aber gezeigt, dass auch bei den Franzosen um Offensiv-Ass Kylian Mbappé noch nicht alles rundläuft.

BVB-Verteidiger Marius Wolf will aus Paris «mit etwas nach Hause fahren». AC Mailand und Newcastle United heißen die weiteren Dortmunder Vorrunden-Gegner in der Königsklasse. Da kann es nicht schaden, frühzeitig den einen oder anderen Punkt einzuheimsen. In der Liga steht die Borussia nun bei acht Punkten. Zur Tabellenspitze fehlen nur zwei Zähler, von den eigenen Ansprüchen sind die Schwarz-Gelben aber noch ein Stück weiter entfernt.

«Gegen einen pressenden Gegner Lösungen zu finden und dann vor allem eine gewisse Klasse und Ruhe am Ball zu haben - das ist ganz klar eine Sache, die bei uns noch besser werden muss, wenn wir ein Top-Team sein wollen», analysierte Routinier Hummels nach der Partie in Freiburg am Sky-Mikrofon. Die Erkenntnis des 34-Jährigen war nicht neu. Dass sie innerhalb eines Spiels zu sehr schwanken und phasenweise die Kontrolle verlieren, ist bei den Dortmundern schon länger ein Problem. Womöglich ihr größtes, wenn es um Titel geht.

Kehl: «Mats ist unheimlich wichtig»

Auch in Freiburg entglitt den Schwarz-Gelben zwischenzeitlich das Spiel, anders als etwa gegen Heidenheim verloren sie aber nicht vollständig Kopf und Ordnung. Dass nach der Roten Karte gegen SC-Profi Nicolas Höfler (81. Minute) ausgerechnet Hummels noch für die späte Wende und das 3:2 sorgte, passte da ins Bild. Aus kurzer Distanz stocherte er den Ball in der 88. Minute über die Linie und überflügelte damit Frank Mill als ältesten Bundesliga-Doppeltorschützen der Clubhistorie. Schon mit seinem ersten Tor in der 11. Minute hatte Hummels Geschichte geschrieben. In 16 Saisons in Serie traf der Defensivmann nun - und stellte so einen Liga-Rekord ein.

«Mats ist unheimlich wichtig», sagte Sportdirektor Kehl. Der 76-malige Nationalspieler sei ein «Anführer» und «jemand, der große Erfahrung mitbringt - auch in schwierigen Situationen.» Womöglich hätte Hummels mit seiner Ruhe und Übersicht der Mannschaft auch gegen Heidenheim gutgetan, räumte Terzic rückblickend ein. Gegen die Schwaben hatte der Coach ihn 90 Minuten draußen gelassen, diesmal setzte er Niklas Süle auf die Bank.

Von der kam in Freiburg auch Last-Minute-Einkauf Niclas Füllkrug. Der Nationalstürmer, der die jüngsten Länderspiele gegen Japan (1:4) und Frankreich (2:1) wegen Problemen am Oberschenkel verpasst hatte, habe sich «gut eingefügt», befand Terzic. Füllkrug bereitete das 2:2 durch Donyell Malen (60.) vor und war anders als der wieder einmal schwache Sébastien Haller direkt drin in der Partie. Ob es gegen PSG schon für mehr als eine halbe Stunde reicht, wird man laut Terzic erst sehen müssen. Ein weiterer Mutmacher war der Kurzauftritt des Ex-Bremers aber allemal.(dpa)



Wenn es sein kann, dass Usain Bolt über 100 Meter verliert, dann kann vielleicht in Deutschland auch mal ein Anderer Meister werden.

— Peter Stöger