Bundesliga: Kaum Chancen auf Spielzeit für Eigengewächse?

von Mathias Schumacher14:28 Uhr | 18.06.2022
SERRAVALLE, ITALY - SEPTEMBER 02: Germany U21 walk out prior to the UEFA European Under-21 Championship Qualifier match between U21 San Marino and U21 Germany at Olimpico di Serravalle on September 2,
Foto: SERRAVALLE, ITALY - SEPTEMBER 02: Germany U21 wal

Die Bundesliga besitzt seit Jahren den Ruf jungen talentierten Spielern eine große Bühne zu bieten. Oftmals wechselten in den vergangenen Jahren talentierte Nachwuchsspieler aus dem Ausland nach Deutschland, um sich letztlich für einen größeren Interessentenkreis zu empfehlen. Diese Transferstrategie verwenden die meisten Bundesligisten, um einen Gewinn zu erzielen. Dass durch die Vorgehensweise jedoch viele eigene Talente auf der Strecke bleiben, ist bei den geringen Einsatzzeiten der eigenen Nachwuchsspieler erkennbar.

Zweitvertretung der Bundesliga-Teams als Sprungbrett

Im Bundesliga-Ranking der am häufigsten eingesetzten Eigengewächse steht der SC Freiburg aktuell an erster Stelle. Alleine in dieser Saison spielten beim SC insgesamt sieben Spieler, die aus dem eigenen Nachwuchs stammen. Als Aushängeschild dieser Philosophie gilt SC-Kapitän Christian Günter, der bereits mit 13 Jahren in die Nachwuchsabteilung des Bundesligisten wechselte.

Komplett abgeschlagen in diesem Ranking ist Union Berlin. Bei den Hauptstädtern lief in der abgelaufenen Spielzeit kein einziger Spieler auf, der aus der eigenen Jugend stammt.

Beim Vergleich der verschiedenen Bundesligisten fällt besonders auf, dass einige der eingesetzten Nachwuchsspieler den Weg zunächst einmal über die Zweitvertretung der Vereine gingen. Vor allem bei Mannschaften, wie dem SC Freiburg oder der TSG Hoffenheim, gibt es mehrere Spieler, die behutsam in der zweiten Mannschaft aufgebaut wurden, ehe sie sich als Stammkraft in der Bundesliga etablierten.

Viele Talente schaffen den Durchbruch nicht

Auch wenn die meisten Talente sich nicht auf Anhieb in der ersten oder zweiten Liga durchsetzen, gibt es immer wieder Spieler, die es problemlos schaffen. Florian Wirtz ist hierfür das beste Beispiel. Der 19-Jährige wechselte Anfang 2020 zu Bayer 04 Leverkusen. Nach gerade einmal vier Einsätzen für die U19-Mannschaft beförderte man ihn direkt ins Profiteam.

Hier konnte sich der Offensivspieler auf Anhieb etablieren. Klar ist, dass ein solches Szenario nur selten passiert. Häufig gelingt dies nur Spielern, denen man zukünftig ein „Weltklasse-Niveau“ voraussagt.

Vorbild England: Eine U23-Liga als Lösung?

Damit die deutschen Vereine in der Zukunft wieder mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs einsetzen, muss sich auf jedoch etwas ändern. Die Bedeutung einer Zweitvertretung ist zuletzt wieder deutlich geworden. Zur neuen Saison wird deshalb Eintracht Frankfurt wieder eine Amateurvertretung stellen.

Dass die Ligazugehörigkeit, also ob 3. Liga oder Regionalliga, dabei nur eine untergeordnete Rolle spielt, konnte die TSG 1899 Hoffenheim durch das Einsetzen von Regionalliga-Spielern immer wieder beweisen.

Eine andere Überlegung könnte die Einführung einer U23-Liga sein. In England gibt es bereits seit Jahren die Premier League 2, wo junge Spieler Erfahrung sammeln können. Das Wichtigste für diese ist nämlich Spielpraxis. Auch wenn nicht alle Eigengewächse den ganz großen Durchbruch schaffen, wäre es schade, wenn durch die aktuelle Lage talentierte Spieler aufgrund fehlender Einsatzzeiten auf der Strecke bleiben.




Er nimmt sich selbst nicht so wichtig. Dementsprechend fühlen sich alle in seiner Umgebung sehr wichtig.

— Robin Dutt Stuttgarts Sportvorstand über den neuen VfB-Trainer Jürgen Kramny