Boniface will keine Glückwünsche: Muss 25 Tore machen

von Marcel Breuer | dpa18:56 Uhr | 24.09.2023
Doppelpacker Victor Boniface (r) und Jeremie Frimpong jubeln nach dem Treffer zur 1:0 Führung.
Foto: Marius Becker/dpa

Die Interviewer mussten noch etwas warten. Victor Boniface kam mit dem Handy zum Gespräch und musste erst noch ein paar Glückwünsche abarbeiten.

Victor Boniface
LeverkusenAngriffNigeria
Zum Profil

Person
Alter
23
Fuß
R
Marktwert
102,9 Mio. €
Saison 2024/2025

Bundesliga

Spiele
11
Tore
6
Vorlagen
1
Karten
1--

Als ihm ein Journalist nach dem 4:1 (1:0) gegen Aufsteiger 1. FC Heidenheim zu einem Bundesliga-Rekord gratulierte, riss der Stürmer von Bayer Leverkusen aber die Augen auf. «Welcher Rekord?», fragte der Nigerianer.

38 Mal hat der Leverkusener Neuzugang aus Saint-Gilles in den ersten fünf Saisonspielen aufs Tor geschossen. Die bisherige Bestmarke des Bochumers Uwe Wegmann mit 35 Versuchen hatte immerhin 29 Jahre Bestand. Boniface waren die Glückwünsche dennoch unangenehm. «Dazu muss man mir nicht gratulieren», sagte der 22-Jährige ernst: «Als Stürmer musst du bei 38 Schüssen mindestens 25 Tore machen. Aber ich nehme es mit.»

Nach seinem Doppelpack gegen Heidenheim zum 1:0 (9. Minute) und 3:1 (74./Foulelfmeter) steht Boniface nun bei sechs Saisontreffern. Und ist damit der erst dritte Bundesliga-Neuling nach Dortmunds Erling Haaland im Jahr 2020 und dem Düsseldorfer Jan Matsson 1976, der in drei seiner ersten fünf Bundesliga-Spiele mehr als einmal traf. Und noch ein Trost: Wegmann stand 1994 nach seinen 35 Torschüssen noch komplett ohne Treffer da. Und für Trainer Xabi Alonso ist die Torquote ohnehin nur ein Teil der Wahrheit. «Er ist Stürmer, er will Tore schießen», sagte der Spanier: «Aber es gibt viele andere Dinge, die auch wichtig sind. Er spielt auch für die Mannschaft.»

Leverkusen lässt massig Chancen liegen

Und gegen Heidenheim hätte Boniface schon noch drei weitere seiner neun Torschüsse nutzen müssen, damit Leverkusen auch nach dem fünften Spieltag Tabellenführer gewesen wäre. Um Serienmeister FC Bayern München nach dessen 7:0 gegen den VfL Bochum wieder von der Tabellenspitze zu stürzen, wäre nämlich ein Sieg mit sechs Toren Unterschied nötig gewesen. Davon war Bayer aufgrund fast absurd fahrlässiger Chancenverwertung - nicht nur von Boniface - am Ende weit entfernt. In der Vorwoche hatte das Team von Trainer Xabi Alonso die Spitzenposition noch durch ein 2:2 im direkten Duell in München behauptet.

Nachdem der formstarke Eren Dinkci mit seinem vierten Tor in den letzten drei Spielen (58.) die frühe Leverkusener Führung ausgeglichen hatte, sorgten neben Boniface Jonas Hofmann (62.) und der eingewechselte Amine Adli (82.) aber doch für den vierten Sieg im fünften Spiel. Heidenheim kassierte nach dem vereinshistorisch ersten Bundesliga-Punkt beim 2:2 in Dortmund und dem ersten Sieg beim 4:2 gegen Bremen damit wieder einen Rückschlag.

Schmidt: Niederlage «hochverdient»

«Wir müssen auch mal eine Niederlage klar akzeptieren. Die ist hochverdient, wobei wir nach dem 1:1 kurz gehofft haben. Wir haben gesehen, dass das Regal heute höher war, als wir greifen können. Die Spielanteile, die Chancen waren klar für Leverkusen. Das ist nicht unsere Kragenweite», sagte Heidenheims Trainer Frank Schmidt bei DAZN und Torschütze Dinkci ergänzte: «Wir spielen gegen eine Topmannschaft, die spielen brutalen Fußball. Wir kassieren zu schnell das 2:1, dann brechen wir zusammen.»

Dass das 0:1 zur Pause schmeichelhaft war, belegte aber die Statistik: 12:0 Torschüsse waren da für Leverkusen notiert, 5:0 Ecken, 74 Prozent Ballbesitz und 63 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Glück hatte Bayer im Gegenzug aber, dass der bereits verwarnte Exequiel Palacios in der 37. Minute nicht vom Feld musste, weil er beim Foul gegen Dovedan zuvor den Ball getroffen hatte. Alonso hatte jedoch Urvertrauen in den besten Spieler der ersten Halbzeit und ließ den argentinischen Weltmeister bis zur 71. Minute auf dem Feld - was mit der genialen Vorlage zum 2:1 belohnt wurde.(dpa)



Wenn es sein kann, dass Usain Bolt über 100 Meter verliert, dann kann vielleicht in Deutschland auch mal ein Anderer Meister werden.

— Peter Stöger