Blondierter Dorsch überragend: «Es muss den Frauen gefallen»

von Marcel Breuer | dpa12:56 Uhr | 11.12.2021
Der Augsburger Niklas Dorsch (M.) überragte in Köln. Foto: Federico Gambarini/dpa
Foto: Federico Gambarini

Den kritischen Unterton in der Frage nach seiner Frisur hatte Niklas Dorsch sehr wohl vernommen.

«Es muss den Frauen gefallen, nicht den Journalisten», sagte der seit dieser Woche wasserstoffblonde Fußball-Profi des FC Augsburg mit einem breiten Lächeln: «Bisher habe ich nur Komplimente bekommen.»

Die gab es am Freitagabend dann auch für seine sportliche Leistung. Und allen voran für sein Tor aus 30 Metern in den Winkel, das zwei Minuten vor dem Ende das 2:0 (0:0) beim 1. FC Köln und damit den ersten Augsburger Auswärtssieg seit Ende Februar besiegelte. «Ein Traumtor», sagte FCA-Trainer Markus Weinzierl. «Sensationell» nannte es auch sein Kölner Kollege Steffen Baumgart. «Ein Hammer! Das werden wir auf jeden Fall bei der Wahl zum Tor des Monats wiedersehen», sagte Augsburgs Manager Stefan Reuter und ergänzte mit Blick auf die auffällige Frisur lächelnd: «Wenn es ihm hilft, auch auf dem Platz auffällig zu sein, soll es mir recht sein.»

Bestes Spiel nach Optikwechsel

Und das war der beim FC Bayern München ausgebildete Mittelfeldspieler wahrlich. Er ging kämpferisch voran, eroberte zahlreiche Bälle und leitete auch das 1:0 von André Hahn (72.) stark ein. Die Haare komplett zu blondieren, sei «eine spontane Idee» gewesen, erklärte Dorsch, der sonst blonde Strähnen in den hellbraunen Haaren trägt: «Ich wollte einfach mal was Neues.» Nach der erfolgreichen Premiere würden sie nun «erstmal» so bleiben: «Dafür muss ich sie aber alle zwei Wochen nachfärben.»

Dass er ausgerechnet nach dem optischen Imagewechsel sein mit Abstand bestes Spiel für Augsburg machte, war für den Trainer aber Zufall und mit anderen Dingen erklärbar. «Wir haben schon die ganze Saison gesehen, dass er unglaubliche Qualität hat», sagte Weinzierl über den U21-Europameister, für den Augsburg im Sommer rund acht Millionen Euro an KAA Gent bezahlte: «Er ist sehr jung, kam aus Belgien, war dann erst mal krank. Das Einzige, was ihm gefehlt hat, war die Physis. An der haben wir hart gearbeitet. Nun kann er 90 Minuten gehen, und man sieht, wie wertvoll er für uns ist.»

Der Treffer war für Weinzierl dann «die Krönung. Aber den Schuss kenne ich schon aus dem Training.» Dort schieße er oft so, merkte Mitspieler Hahn an, «ich bin froh, dass er nun mal im Spiel so einen ausgepackt hat.»

Bisher wenig torgefährlich

«Abgerutscht» sei ihm der Ball, flachste Dorsch zunächst. Dann gab der 23-Jährige zu: «Ich trainiere diesen Schuss. Vor dem Spiel hatte ich mir vorgenommen, mal aus der zweiten Reihe abzuziehen. Das mache ich zu selten. Torgefährlich war ich bisher gar nicht. Wahrscheinlich kann man es an einer Hand abzählen, wie oft ich diese Saison aufs Tor geschossen habe.» Diesmal habe der Ball «perfekt gelegen und ich habe ihn perfekt getroffen.»

Zudem hatte Dorsch in der Vorwoche die Kollegen - und damit besonders auch sich selbst - in die Pflicht genommen. Nach der 2:3-Heimniederlage gegen den VfL Bochum hatte er öffentlich von einer «scheiß ersten Halbzeit» und einer «absoluten Frechheit» gesprochen. «Es war wichtig, mal ehrlich zu sein», sagte er nun: «Wir haben uns die ganze Woche auf das Spiel eingeschworen. Und es diesmal von der ersten bis zur letzten Minute durchgezogen.»

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(dpa)



Ich habe noch nie einen Spieler, den ich haben wollte, so gejagt wie Hrubesch. Manchmal bin ich in der Nacht aufgewacht und habe Hrubesch geschrien!

— Günter Netzer, Manager HSV, über die Verpflichtung von Torjäger Horst Hrubesch.