Baumgart vs. Fischer - Der Impulsive gegen den Besonnenen

von Marcel Breuer | dpa14:29 Uhr | 31.03.2022
Die Trainer Urs Fischer und Steffen Baumgart (r) unterhalten sich nach einem Spiel.
Foto: Kay Nietfeld/dpa

Es kommt nicht oft vor, dass ein gegnerischer Trainer bereits bei der Vorstellung gefeiert wird. An diesem Freitag wird es wieder soweit sein. Zum ersten Mal seit langem wird das Stadion An der Alten Försterei wieder mit über 22.000 Fans voll besetzt sein.

Steffen Baumgart weiß, wie laut es dann wird. Erstens, weil er selbst dort gespielt hat, zweitens, weil seine Familie noch immer ihren Lebensmittelpunkt und eine Wohnung in Berlin-Köpenick hat.

Baumgart gegen Urs Fischer, der 1. FC Köln gegen den 1. FC Union Berlin. Der Auftakt des 28. Spieltags der Fußball-Bundesliga wird gleich mal zum Stimmungshit mit besonderen Randnoten. Denn an der Seitenlinie stehen zwei Trainer, die beide die Eisernen im Herzen tragen.

Baumgart, weil er von 2002 bis 2004 dort spielte und eine besondere Beziehung zu dem Club mit dem Arbeiterimage aufbaute. Seine Frau Katja arbeitete bis 2019 für den Club. «Union interessiert mich immer und mehr als andere Clubs. Ich will wissen, ob es Union gut geht oder schlecht», sagte er der «Bild»-Zeitung.

Fischer ist als aktueller Union-Trainer jetzt schon eine Legende, weil er den Club im Sommer 2019 in die Bundesliga führte und ihn dort auf Anhieb etablierte.

Baumgart gegen Fischer. Wer sind die beiden? Und wie sind die beiden? Fischer arbeitet seit Juli 2018 bei Union, ist 56 Jahre alt, spielte in seiner Profi-Karriere für den FC Zürich und den FC St. Gallen. In Zürich trainierte er danach auch, weitere Stationen waren lediglich der FC Thun und der FC Basel.

Fischer steht für Konstanz. Er gibt nicht viel über den privaten Urs Fischer preis, verriet aber jüngst mal in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung», dass er ein «riesiger» Michael-Jackson-Fan ist. Fischer kam mit allen personellen Umbrüchen bei den Unionern bisher zurecht, der Weggang von Max Kruse im Winter stellte aber noch mal eine besondere Herausforderung dar.

Die Bilanz seitdem ist eher ernüchternd: Fünf Niederlagen, nur ein Sieg und ein Remis. Union rutschte auf Rang neun ab. Gegner Köln, der noch nie in der Bundesliga gegen die Eisernen gewinnen konnte (vier Niederlagen, ein Unentschieden), reist als Siebter an. Mit Baumgart, dem ehemaligen Unioner an der Linie. Seit dem Sommer vergangenen Jahres coacht er die Kölner. Und macht es auch dort, wie überall.

«Er entfacht eine Magie in einem Verein», sagte Sven Michel über Baumgart. Der Union-Profi und der Köln-Trainer kennen sich aus der gemeinsamen Zeit in Paderborn: «Es ist halt 90 Minuten Vollgasfußball.» Baumgart werde ein Feuer entfachen für Köln, «egal, wie es steht», prophezeite Michel für die Partie in Berlin.

Baumgart wirkt bisweilen wie ein Mensch gewordenes Epizentrum. Legendär ist schon das Video aus seiner Corona-Quarantäne. Emotional wäre untertrieben, wenn der 50-Jährige in Action ist.

Umso bemerkenswerter, was dieser Steffen Baumgart, der die Kölner vom internationalen Geschäft träumen lässt, über Urs Fischer sagt und was diesen seiner Meinung nach ausmacht. «Seine Ruhe und Erfahrung», betonte er in einem Interview der «Bild» und machte seinem Schweizer Kollegen noch ein Riesenkompliment: «Urs ist für mich nicht umsonst der beste Trainer, den es gibt. Bei Union hat er sehr viele Wünsche und Sehnsüchte erfüllt, auch, weil er den Club verkörpert.» Baumgart muss es wissen.

(dpa)



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