Augsburgs Pechvogel Niederlechner: «Glücklich» auch ohne Tor

von Marcel Breuer | dpa09:34 Uhr | 03.01.2021
Der Augsburger Florian Niederlechner setzt sich im Zweikampf mit dem Kölner Sebastian Bornauw durch. Foto: Marius Becker/dpa
Foto: Marius Becker

Die Winterpause war Florian Niederlechner viel zu kurz. «Ich hätte nix dagegen gehabt, wenn ich noch ein bissel Zeit in den Bergen gehabt hätte», sagte der Stürmer des FC Augsburg.

Kraft tanken hätte er dort können. Und etwas reflektieren. Nach einem anstrengenden und bewegenden Berg- und Tal-Jahr. Im Januar 2020 galt Niederlechner als lebende Tor-Garantie und Kandidat für die Fußball-Nationalmannschaft. Sein damaliger FCA-Coach Martin Schmidt vermutete ihn «sicher auf der Backup-Liste» von Bundestrainer Joachim Löw. Und Niederlechner selbst scherzte: «Wenn Jogi Löw anrufen sollte, würde ich natürlich rangehen.»

Im Januar 2021 ist er nun noch ohne jedes Saison-Tor und so etwas wie der personifizierte Pechvogel. Seine gute Laune ließ sich der 30-Jährige aber nicht einmal durch zwei annullierte Treffer nehmen. «Das war ein Super-Tag», sagte Niederlechner nach dem 1:0 des FCA beim 1. FC Köln. Zwar hatte er bei den Abseitstoren zweimal vergeblich gejubelt und seinen Torfluch immer noch nicht gebannt. Doch immerhin bereitete er das Siegtor durch Iago (77.) vor.

Über die Nationalmannschaft redet ein Jahr nach dem Höhenflug des vergangenen Winters zwar längst niemand mehr. Doch für Trainer Heiko Herrlich hat der kernige Oberbayer auch ohne Tore seinen Wert. Weswegen er in zehn von zwölf Spielen, in denen er zur Verfügung stand, zur Startelf gehörte. «Er ist sehr beweglich, immer anspielbar», lobte Herrlich. Die Vorlage am Samstag sei «super» gewesen, «den musste Iago nur einschieben». Und bei den Abseitstoren habe man «seine Torgefährlichkeit gesehen». Deswegen werde «der Knoten sicher bald platzen». Auch für Offensiv-Kollege Marco Richter ist Niederlechner eine große Hilfe. «Er ackert, er rennt um sein Leben», sagte der 23-Jährige: «Er ist sehr wichtig für uns.»

Dass Niederlechner sich auch in der Tor-Krise nicht verrückt macht, liegt sicher auch in seinem ungewöhnlichen Werdegang begründet. Mit 19 machte er eine Lehre zum Industriekaufmann und spielte nebenher in der Bayernliga. An die Bundesliga habe er «keine Sekunde gedacht», bekannte er. Und er habe auch wahrlich nicht gelebt wie ein Profi. «Ich habe am Tag fünf Latte macchiatos getrunken, am Nachmittag gab es immer einen Döner oder eine Pizza. Und wenn am Donnerstag irgendwo eine gute Party war, bin ich da auch noch weggegangen.» Der erste Versuch in der Bundesliga 2015 in Mainz ging schief. Doch Niederlechner arbeitete sich immer wieder zurück und lebte den platten Fußballer-Spruch, aus jeder Krise stärker zurückzukommen.

Auf die jetzige Flaute war er offenbar irgendwie gefasst. «Ich bin nicht Robert Lewandowski oder Timo Werner», sagte er im Sommer: «Ich bin nur der Niederlechner. Da ist es normal, dass ich nicht jedes Spiel treffe.» Dass es nun so gar nicht mehr klappen will, hat er sicher nicht erwartet. Doch auch mit den beiden Abseitstoren wollte er nicht lange hadern. «Wenn der Schiedsrichter mit Video-Assistent sagt, es war Abseits, dann war es wohl so», sagte er nüchtern. Ihn freue die Torbeteiligung und der Sieg. «Deshalb bin ich glücklich.»

© dpa-infocom, dpa:210103-99-880613/2

(dpa)



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