Andre Silva bei RB Leipzig – das fehlende Puzzlestück zur Meisterschaft?

von Laurenz Jochheim16:39 Uhr | 05.07.2021
Soll in Leipzig für Tore sorgen: RB-Neuzugang André Silva. Foto: Torsten Silz/dpa
Foto: Torsten Silz

RB Leipzig geht in seine sechste Spielzeit im deutschen Oberhaus. Für viele Vereine wäre hierbei das oberste Saisonziel wohl zunächst der Klassenerhalt. Dass in Leipzig die Dinge jedoch anders sind, wird schnell deutlich. Nach der bereits zweiten Vize-Meisterschaft in der fünfjährigen Bundesliga-Zeit will man nun endlich den Sprung auf Rang 1 schaffen. Ein wichtiger Schlüsselfaktor könnte hierbei Neuzugang Andre Silva werden.

RB Leipzig fehlte ein richtiger Torjäger

Der Kader von RB Leipzig bietet nicht viele Schwächen. Man ist in der Breite sehr gut aufgestellt und hat viele variable Spieler, offensiv wie defensiv. Müsste man dennoch eine Schwäche ausmachen, wäre es wohl die Position des Mittelstürmers. Die vergangene Versuche, den zum FC Chelsea abgewanderten Timo Werner zu ersetzen, liefen nicht ganz so wie erhofft. So konnte weder Alexander Sörloth noch Hee-chan Hwang richtig überzeugen. Beide kommen zusammen auf lediglich fünf Bundesliga-Tore in der vergangenen Saison, bei 29 Einsätzen (Sörloth) sowie 18 Einsätzen (Hwang) eine sehr schwache Quote. So stellte RB zwar die beste Defensive der Liga, erzielte aber auch die wenigsten Tore innerhalb der Top 5. Unter den erfolgreichsten Torschützen der vergangenen Saison sind mit Sabitzer, Dani Olmo oder auch Emil Forsberg überwiegend offensive Mittelfeldspieler zu finden. Zwar fungierte Forsberg beispielsweise im System unter Julian Nagelsmann auch als „falsche 9“, konnte dort aber nie den kaltschnäuzigen Torjäger spielen, welchen die Ostdeutschen gebraucht hätten.

Torgarant Silva verspricht Änderung

André Silva scheint also genau das zu sein, was man in Leipzig brauchte. Eben keine „falsche 9“, sondern ein Torgarant. In 57 Bundesligaspielen netzte der Portugiese 40 Mal ein, vor allem vergangenen Saison bestach er mit 28 Treffern aus 32 Einsätzen. Dennoch ist er technisch versierter Spieler, der ein gutes Auge für den freien Mann mitbringt. Gerade in den RB-Tempo-Fußball könnte er so sehr gut reinpassen. Leipzigs neuer Chefcoach Jesse Marsch ist ein Fan des Offensivfußballs, mit frühem Pressing und zwei Sturmspitzen. Sicherlich wird Andre Silva der primäre Fokus der gegnerischen Defensive sein. Genau das könnte dann auch den Sturmkollegen um Sörloth, Poulsen oder Hwang helfen.

Bleibt die Defensive stabil, ist alles möglich

Wenn das Team mit der besten Defensive der Liga den zweiterfolgreichsten Stürmer der vergangenen Saison verpflichtet, ist das sicherlich ein Ausrufezeichen. Eine stabile Defensive, ein spielstarkes Mittelfeld und geballte Offensivpower im Sturm. Auf dem Papier bieten die Sachsen also alles, was ein Titelkandidat benötigt. Dennoch muss man die Situation der Leipziger auch mit Vorsicht betrachten. Denn mit Dayot Upamecano und Ibrahima Konaté haben zwei Garanten für die defensive Stabilität die Mannschaft verlassen. Mit Marcel Halstenberg könnte ein weiterer wichtiger Spieler das Team verlassen. Ebenfalls braucht es immer eine Weile, bis eine Mannschaft die Anweisungen und Vorgaben eines neuen Trainers verinnerlicht.

In der kommenden Saison ist also alles drin für die „Roten Bullen“.  Greift das neue Konzept von Jesse Marsch und man verteidigt weiter so stark, ist RB Leipzig ein ernster Konkurrent um den Meistertitel.





Die Schiedsrichter müssen reagieren und zur Not auch mal sieben, acht Mann vom Platz stellen.

— Uli Hoeneß