50 Jahre Trikot-Werbung: Fakten und die besten Sprüche

von Carsten Germann12:00 Uhr | 25.03.2023
Foto: Imago

24. März 1973 – Eintracht Braunschweig verblüfft Fußball-Deutschland und läuft erstmals mit dem Logo des Kräuterlikörs „Jägermeister“ als Trikot-Werbung auf. Fussballdaten.de bIickt auf kuriose Zahlen zur Trikot-Werbung und hat die besten Sprüche.

FC Bayern München
Bundesliga
Rang: 1Pkt: 23Tore: 32:7

Vor dem Spiel gegen Schalke 04 (1:1) drückte Schiedsrichter Walter Eschweiler, der später selbst für ,,Maoam" Kaubonbons (,,Wollt Ihr Verlängerung? Wollt Ihr Elfmeterschießen? Was wollt Ihr denn?!") warb, beim Gang in die Braunschweiger Kabine ein Auge zu.

18 Zentimeter verändern die Liga

Der Hirsch, Logo des Kräuterlikörs „Jägermeister“, war auf den vom Referee persönlich vermessenen Trikots der Eintracht um 4 Zentimeter zu groß. Veranschlagt waren 14 Zentimeter. Stoppen ließ sich die Werbung in der Liga nicht mehr. Im Oktober 1973 musste der DFB auf einem Bundestag in Berlin klein beigeben.

Für die Braunschweiger wurde der Deal mit dem Wolfenbütteler Likör-Fabrikanten Günter Mast zum Coup. Der Unternehmer zahlte die auf 5 Jahre vereinbarten, umgerechnet 250.000 Euro sofort aus. Mast ging 1983 bei seiner Präsidentschaft mit der geplanten Umbenennung des Vereins in „Sportverein Jägermeister Braunschweig“ aufs Ganze. Das gelang nicht, aber nie hatten die Niedersachsen mehr Publicity als unter Mast.

Wenig Verständnis für die Politik in Braunschweig hatte allerdings er: Toni Schumacher. Das FC-Idol sah beim angeblich schlechten Rasen im Stadion an der Hamburger Straße klar: „Der Günter Mast will wohl demnächst im Stadion die Kräuter für seinen komischen Schnaps anpflanzen.“ 

Schalke wirbt für Schalke

Auf Schalke war man 1973 in Sachen Trikot-Werbung noch skeptisch. Anstatt eines Sponsoren-Namens zierte der Schriftzug „Schalke 04“ die Jerseys der Königsblauen. „Alles spricht von Werbung auf den Trikots. Wir auch. Wir werben allerdings für uns selbst“, sagte Schalkes legendärer Klubchef Günter „Oskar“ Siebert dazu. 

Der FC Homburg stand nach dem Ausstieg einer lokalen Brauerei 1987, vor seinem zweiten Bundesliga-Jahr, lange mit blanker Brust da. Dann hatte Homburg-Manager Manfred Ommer († 2021) im März 1988 eine Werbe-Idee, die den DFB erneut überrumpelte. Und blamierte.

Der Klub aus der Saarpfalz warb auf seinen Trikots für Kondome der Marke „London“. Das widersprach laut DFB „den Auffassungen von Sitte und Moral, zumindest von Teilen der Bevölkerung.“ Obwohl die Homburger deswegen vor einem Punktabzug standen und in der Schlussphase der Saison 1987/88 mit einem schwarzen Balken auf den grün-weißen Trikots spielen mussten, war der PR-Effekt enorm. Bis heute bringen Fußballfans den FCH mit diesem Werbe-Streich in Verbindung, der mittels gerichtlicher Verfügung doch noch „legal“ wurde. Homburg durfte eben doch mit der Kondom-Werbung spielen.

Das verleitete die Liga zu philosophischen Höchstleistungen. „Vielleicht liegt es daran, dass sie mit ihrer Werbung etwas verhindern wollen“, mutmaßte St. Paulis Coach Helmut Schulte, „dieses Mal hat der FC Homburg ein Fußballspiel verhindert.“ 

BVB mit neuem Logo

Borussia Dortmund galt nach seinem Börsengang 2000 für viele Kritiker als Vorhölle der Fußball-Kommerzialisierung. Dabei hatte der BVB schon viel früher ein Tabu gebrochen. Mit dem Werben für die Tabakmarke „Samson“ änderten die Dortmunder 1976 beim Bundesliga-Comeback auch das Vereinslogo. Es zeigte den Löwen von „Samson“ – und man kann sich ungefähr ausmalen, was eine solche PR-Nummer heute auslösen würde…

45 Millionen Euro

Einen Sponsoren-Namen nahmen 1978 auch die Bayern auf ihr Trikot. „Die Bullen“, so nannte sich der neue Sponsor des FC Bayern München, Magirus Deutz. Inzwischen ist die Deutsche Telekom Trikot-Partner der Bayern und schüttete 2021/2022 rund 45 Mio. Euro aus. ,,Die Roten Bullen" von RB Leipzig kassierten vom österreichischen Getränke-Giganten 35 Mio. Euro. 

„Ohne Wenn und Aber: Faber“ – Dieser Slogan von „Faber Lotto“ in Kombination mit Regenbogen-Trikots brachte dem VfL Bochum ab 1997 zwar viel Geld, aber auch einen zweifelhaften Ruf ein. Die „Faber-Trikots“ wurden ohne Wenn und Aber zu den hässlichsten Jerseys der Liga-Geschichte gekürt. „Ihr habt die hässlichsten Trikots“, schallte es dem VfL beim Gastspiel in Kaiserslautern entgegen. 



Irgendwelche Fragen, bevor ich gehe und mich aufhänge?

— Bert Papon, Trainer von Dumfernline, auf einer Pressekonferenz nach einer 0:7-Niederlage