Abwehrakteur Stefan Posch sprach mit Grabesstimme, Nico Schulz hastete wortlos zum Taxi Richtung Nationalmannschaft, Torhüter Oliver Baumann verdrehte die Augen, als er aus der Kabine kam und seufzend stehen blieb: «Aber nur drei Fragen!»
Samstag, 16.03.2019
Das 1:1 (1:0) im Baden-Württemberg-Duell beim VfB Stuttgart hat für viel Frust bei den Profis der TSG 1899 Hoffenheim gesorgt. Bereits zum zehnten Mal in dieser Bundesliga-Saison konnten die Kraichgauer eine Führung nicht in einen Sieg ummünzen. Für Julian Nagelsmann allerdings eine «völlig hirnrissige Diskussion». Der Trainer hatte nach dem elften Remis wenig Interesse daran, die Stimmung noch schlechter zu machen.
«Ich war in Mathe nicht gut. Ich kann viele Punkte dazu rechnen, aber die haben wir halt nicht geholt», sagte der 31-Jährige. Sonst könne man nach einem 1:0 «die Spiele abpfeifen und dann den Rest zusammen mal tanzen und La Paloma pfeifen auf dem Feld mit Spielern und Fans zusammen». Außerdem, meinte Nagelsmann bei der Pressekonferenz und lächelte seinem VfB-Kollegen Markus Weinzierl zu: «Über drei Punkte hätte ich mich zwar gefreut, aber mich nicht unendlich wohl gefühlt dem Markus gegenüber.»
Wieder einmal vergaben die Hoffenheimer zahlreiche Chancen zu einem Zwei-Tore-Vorsprung und kassierten noch den Ausgleich. Dadurch verlor die TSG im Kampf um die internationalen Plätze weiter an Boden. «Wir müssen uns nicht in die Tasche lügen. Wir sind kein Topteam momentan», sagte der enttäuschte Mittelfeldspieler Kerem Demirbay.
Ausgerechnet der von Hoffenheim an den Tabellen-16. VfB ausgeliehene Schweizer Steven Zuber dämpfte - auf Zuspiel des Ex-Hoffenheimers Andreas Beck - die Europa-Hoffnungen der Gäste mit seinem Tor in der 66. Minute. Andrej Kramaric (42.) hatte sein Team in Führung gebracht und zog mit seinem 46. Erstliga-Treffer mit Club-Rekordhalter Sejad Salihovic gleich.
«Da war mehr drin, definitiv», meinte der verärgerte TSG-Keeper Baumann und trauerte dem vergebenen Sieg gegen die auf dem Relegationsplatz stehenden Stuttgarter hinterher. «Irgendwie hat sich das eingeschlichen. Das ist bitter, weil wir richtig weit oben stehen könnten. Viel zu viele Punkte haben wir hergeschenkt, liegen gelassen... - bestimmt eine «zweistellige Punktzahl». Sein Kollege Ermin Bicakcic sagte auf die Frage, wie man aus dieser Spirale herauskommen könne: «Indem man sich nicht ganz so dumm anstellt wie wir heute.»
Nagelsmann empfand den Zuber-Treffer als ein Gegentor, «das wir so ungefähr schon 15, 16 Mal dieses Jahr gekriegt haben». Noch acht Spiele hat der Chefcoach mit der TSG für die Aufholjagd, bevor er wie schon im vergangenen Sommer angekündigt zu RB Leipzig wechselt. Vergangene Saison waren die Hoffenheimer mit einem Sieg am letzten Spieltag gegen Borussia Dortmund in die Champions League eingezogen.
Nagelsmanns Nachfolger hat Hoffenheim immer noch nicht verkündet, obwohl Sportchef Alexander Rosen diesen «im Winter» präsentieren wollte. Sollte der Club eine Europacup-Teilnahme verpassen, droht zudem der Abgang von Leistungsträgern wie Vizeweltmeister Kramaric. Dass die ungewisse künftige Besetzung des Trainerpostens für Probleme in der Mannschaft sorgt, dem widersprechen die Spieler weiter energisch. «Es wird immer medial so hingestellt: Die Jungs brauchen Klarheit und so. Das ist alles Gequatsche», sagte Bicakcic.
(dpa)
Wir waren alle vorher überzeugt davon, dass wir das Spiel gewinnen. So war auch das Auftreten meiner Mannschaft, zumindest in den ersten zweieinhalb Minuten.
— Peter Neururer