04. August 1956: Das "Stadion der Hunderttausend" wird eröffnet

von Jean-Pascal Ostermeier | sid07:23 Uhr | 04.08.2021
Das Stadion bietet heute 42.959 Zuschauern Platz
Foto: FIRO/SID

Aufgebaut aus Ruinen - genauer aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs - errichtete Leipzig den größten Sporttempel Deutschlands. 23 Meter hoch, 100 Meter breit und ein Umfang von fast einem Kilometer - das Leipziger Zentralstadions setzte neue Maßstäbe in der Nachkriegsgeschichte. Am 4. August 1956 wurde das Prestigeobjekt der DDR feierlich gegen den ungarischen Ostblock-Partner Honved Budapest vor (offiziell) 100.000 Zuschauern eingeweiht.

Der pathetisch anmutende Spitzname "Stadion der Hunderttausend" ist dabei nicht aus der Luft gegriffen: Innerhalb von eineinhalb Jahren hatten 180.000 freiwillige Helfer den gigantischen Betonring aus dem Boden gestampft.

Schon die Nationalsozialisten hatten in den 1930er-Jahren das weitläufige Gelände am Elsterbecken als idealen Standort für ihre Aufmärsche ausgemacht. Ähnlich zu den faschistischen Bauwerken in Nürnberg sollte auch in Leipzig ein Stadion für 100.000 Gäste entstehen.

Doch es kam anders: Deutschland verlor den Krieg, wurde geteilt, die neuen sozialistischen Machthaber nutzten den Schutt der dunklen NS-Vergangenheit für ihre eigenen Propagandazwecke.

Nur zu den wichtigsten sportlichen Anlässen öffnete das Mekka des DDR-Sports seine Pforten. Neben den Turnfesten und den nationalen Radsport- und Leichtathletikwettkämpfen sorgten vor allem die internationalen Fußballduelle für großes Interesse. Bei einem WM-Qualifikationsspiel im Herbst 1958 ist eine inoffizielle Zuschauerzahl von 110.000 überliefert.

Dabei schien es den Gästen wenig auszumachen, dass der Propaganda-Bau wenig Komfort bot. Das riesige Rund bestand fast ausschließlich aus Stehplätzen, die weitläufige Leichtathletikbahn trennte die Zuschauer von den Akteuren.

Auch vor Wind und Regen waren die Sportbegeisterten mangels eines Dachs nicht geschützt. Dennoch stellte die graue Betonschale mit seinen vier imposanten Flutlichtmasten ein Monument des DDR-Sports dar.

Wie so viele Gebäude in der kommunistischen Planwirtschaft zerfiel das Zentralstadion nach der Wiedervereinigung. Im Jahr 2000 wurde die ikonische Sportruine zugunsten der Weltmeisterschaft im eigenen Land endgültig abgerissen. Innerhalb des immer noch erkennbaren Ovals steht nun das neue Zentralstadion. Die moderne Arena bietet komplett überdachte Sitzplätze und einen tollen Blick auf das Spielgeschehen. Allerdings finden "nur" noch 42.959 Zuschauer Platz.

(sid)



Für einen guten Mann wie Tippenhauer, der ruhig seine Arbeit macht, einen Sprücheklopfer wie Otto Rehhagel zu holen, ist mir völlig unverständlich.

— Hennes Weisweiler zum Trainerwechsel bei Fortuna Düsseldorf, 1979/80.