Erlöst drückte Bielefelds Trainer Frank Kramer seine Kollegen, die Gratulanten waren zahlreich. Eine Woche zuvor hatten Fans lautstark den Rauswurf des 49-Jährigen gefordert, nun hat Kramer mit seinem Team die Treue der Club-Verantwortlichen (vorerst) gerechtfertigt.
Das 1:0 beim schwachen VfB Stuttgart dürfte helfen, die Stimmung zu verbessern. Bis zum elften Spieltag musste Arminia Bielefeld auf den ersten Saisonsieg in der Fußball-Bundesliga warten. Die Erleichterung im Abstiegskampf war dementsprechend groß.
«Marschiert wie die Geisteskranken»
«Es war ein Wahnsinnsteamgeist, wir sind marschiert wie die Geisteskranken», lobte Kramer: «Es freut mich unheimlich für alle Beteiligten.» Seine Worte suggerieren, dass er sich auch für die Club-Verantwortlichen freute, denen er dankbar für den Vertrauensbeweis gewesen war. Demonstrativ hatte sich Geschäftsführer Samir Arabi vor dem Sorgen-Duell hinter ihn gestellt und eine Trainerdiskussion unabhängig vom Ergebnis für beendet erklärt.
Die lauter werdende Kritik von außen sei nicht einfach so an ihm abgeprallt, hatte Kramer vor dem Anpfiff am Samstag eingeräumt. Die Sieglos-Serie habe Trainer und Mannschaft ein bisschen belastet, sagte Stürmer Fabian Klos im Anschluss: «Ich bin schon lange hier, ich kann mit dem Druck umgehen, das war vielleicht für ein paar andere Jungs nicht ganz so einfach», sagte der 33-Jährige bei Sky.
Fünf Punkte dank fünf Remis - mehr war an den ersten zehn Spieltagen nicht herausgesprungen. Der Druck war vor dem Auftritt in Stuttgart groß. Im schlimmsten Fall hätte ein Konkurrent im Abstiegskampf auf acht Punkte enteilen können. Dennoch hatte der Club weiter auf Kramer gesetzt, der im März Uwe Neuhaus abgelöst hatte. Nun ist die Arminia weiter Vorletzter, hat sich aber bis auf zwei Punkte an den VfB herangekämpft und die Schwaben tief in den Abstiegskampf gezogen.
Verdienter Sieg gegen dezimierten VfB
Mit «Leidenschaft» und «Herz» (Kramer) verdiente sich die Elf gegen einen allerdings verletzungsbedingt arg dezimierten VfB den Sieg. Der Rückblick auf den zuvor letzten Auftritt in Stuttgart hatte für schöne Erinnerung gesorgt. In der Mercedes-Benz-Arena hatte die Arminia mit einem 2:0 am letzten Spieltag der Vorsaison den Klassenerhalt geschafft. Es war bis zum Samstag der letzte Bundesliga-Sieg gewesen.
Was der Erfolg nun bewirke? Das werden die nächsten Wochen zeigen, beschwichtigte Klos: «Fürs Erste ist es eine große Erleichterung», sagte er. «Ich will jetzt nicht auf die Euphoriebremse drücken, aber es ist immer noch Luft nach oben. Wir wissen, wie schwer es ist die Klasse zu halten. Das war der erste Schritt dafür.»
Denn natürlich klappte auch bei den enorm ersatzgeschwächten und in der Offensive zunehmend ideenlosen Stuttgartern bei weitem nicht alles. Der Führungstreffer von Masaya Okugawa (19. Minute) in der ersten Hälfte war überraschend gefallen und verlieh den Bielefeldern mehr Sicherheit. Aber es zeigte sich erneut, warum kein Erstligist weniger Tore geschossen hat. Die Abschlussschwäche ist ein Problem.
In der zweiten Hälfte hätte sich die Arminia Nerven sparen können. Andrés Andrade traf den Pfosten, Amos Pieper und Janni Serra scheiterten an der Latte. «Ich habe zu unserem Co-Trainer gesagt: Das ist halt Bielefeld», sagte Klos. Am Tag des ersten Saisonsiegs konnte der Verein dies mit einem Schmunzeln akzeptieren.
(dpa)
Ich habe festgestellt, dass viele Deutsche Bier wie Wasser trinken. Aus Höflichkeit trinke ich ein Glas mit, wenn wir in geselliger Runde zusammensitzen. Leider hat es mir noch nicht ein einziges Mal geschmeckt.
— Der Tag, an dem Ko Itakura, japanischer Neuzugang von Borussia Mönchengladbach, einmal ein Bier bestellt hat und es ihm nicht geschmeckt hat.