„Schalke-Nachhilfe“ für Kramer – Kein S04-Trainer erfüllte seit 2002 den Vertrag…

von Carsten Germann09:00 Uhr | 15.07.2022
Foto: Imago

Glück auf, Frank Kramer! Schalkes neuer Trainer Frank Kramer (50) hat in SPORT BILD (aktuelle Ausgabe) ein interessantes Interview gegeben. „Büskens gibt mir Schalke-Nachhilfe“, so überschrieb das Fachblatt am Mittwoch das Gespräch mit dem neuen S04-Coach, der von vielen im traditionell hektischen Umfeld des Revierklubs kritisch beäugt wird.

„Für den Erfolg schlafe ich gern auch auf dem Feldbett“, solche Aussagen von Kramer kommen auf Schalke, beim Malocher-Klub aus Gelsenkirchen, gut an. Auch, dass Mike Büskens dem gebürtigen Allgäuer Kramer bei der Einarbeitung hilft. „Was die letzten 30 Jahre Vereinsgeschichte angeht“, sagte Kramer der SPORT BILD, „ist Mike mein Nachhilfelehrer. Das gilt übrigens auch für Gerald Asamoah. Er erklärt mir, wie die Menschen in Gelsenkirchen ticken, wie sich die Stadt entwickelt hat und welche Menschen in und um den Verein herum arbeiten.“

Schön. Mit Blick auf die letzten 20 Jahre Vereinsgeschichte fällt vor allem was anderes auf: Seit 2002 hat kein Schalke-Trainer mehr seinen Vertrag erfüllt. Kramers Kontrakt auf Schalke gilt bis 2024.

18 Trainer in 20 Jahren

Der letzte Schalke-Coach, der seit 2002/2003 bis Vertragsende im Amt blieb, ist  Hubertus Jozef Margaretha Stevens (68), genannt Huub (Weltkarriere unter bürgerlichem Namen nicht möglich). Der Niederländer, der sich mit seinem Image als „Knurrer von Kerkrade“ („Dabei komme ich in Wirklichkeit aus Sittard“) nie wirklich anfreunden wollte, führte Schalke mit dem UEFA-Cup-Sieg 1997 zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte, holte 2001 und 2002 den DFB-Pokal und ging schließlich zu Hertha BSC.

Seitdem dreht sich das S04-Trainerkarussell schneller als einst der berühmte Schalker Kreisel auf dem Rasen. Blickt man ausschließlich auf die aktuellen Bundesligisten, so hat nur der VfB Stuttgart (18 Trainer) seit 2002 mehr Manager gefeuert als Schalke (17). Zur Ehrenrettung: Die Gelsenkirchener liegen mit dieser Zahl an geschassten Cheftrainer gleichauf mit dem VfL Wolfsburg und dem 1. FC Köln.

Die Schalker Trainer-Historie seit 2002/2003 weist einige statistische Kuriositäten auf. Der von Schalke-Macher Rudi Assauer († 2019) als Stevens-Nachfolger vorgestellte Frank Neubarth war nach 26 Spielen und Platz 6 wieder draußen.

Bester Schnitt für den „Professor“

Den besten Punkteschnitt holte – trotz nur 44 absolvierter Spiele – der schwäbische Fußball-Professor Ralf Rangnick („Ich begrüße Rolf Rangnick“, Rudi Assauer), der die „Knappen“ zwei Mal trainierte: 2004/2005 und 2011, als Interimscoach für den entlassenen Felix Magath. In der Vizemeister-Saison 2004/2005 holte Rangnick im Schnitt 2,00 Punkte mit Schalke. 2011 gelang mit ihm der DFB-Pokalsieg, der bis heute letzte Titel beim Traditionsklub.

Rangnick musste sich als Tabellenvierter aus der Veltins Arena verabschieden – mit einer spektakulären Ehrenrunde übrigens – und der Fast-Meistercoach Mirko Slomka (54) war am 13. April 2008 seinen Job los, als er mit S04 auf Platz 3 stand. Mit 79 Spielen seit dem 4. Januar 2006 (Assauer damals zu dieser Verpflichtung: „Auf Mirko Slomka wäre ich nicht gekommen“) absolvierte der gebürtige Hildesheimer die meisten Spiele seit der Stevens-Ära.

0,4 Punkte pro Spiel

Drei Trainer saßen (nach Rangnick 2011) in der Bundesliga in weniger als 15 Partien auf dem heißen Stuhl: Dimitrios Grammozis (11 Spiele), Manuel Baum und Christian Gross (je 10).

Baum, im Abstiegsjahr 2020/2021 für David Wagner verpflichtet, holte nur 0,4 Punkte im Schnitt – schlechtester Wert aller Trainer seit 2002. 



Fußball ist Tagesgeschäft. Heute bist du der Depp, morgen kann man wieder der Held sein. Entsprechend werden wir arbeiten, um das Deppen-Image wieder abzulegen.

— Matthias Sammer nach einem 2:6 mit Borussia Dortmund in Berlin.