Nach seinem Traumtor gegen Bayern München schnappte sich Amin Younes ein T-Shirt mit dem Porträt und Namen von Fatih Saraçoğlu und hielt es demonstrativ in die Höhe.
Mit der eindrücklichen Geste in Gedenken an die Anschlagopfer von Hanau setzte der überragende Mittelfeldspieler beim 2:1 (2:0)-Coup von Eintracht Frankfurt gegen Titelverteidiger Bayern München ein starkes und auch abseits des Fußballs viel beachtetes Zeichen.
«Bei dem Jubel mit dem Hanau-Shirt ist mir die Botschaft wichtig, dass wir diese Geschehnisse nicht vergessen. Ich weiß, dass das die Opfer nicht zurückbringt. Aber es war einfach ein Zeichen an die Familien, dass wir an sie denken. Ich möchte, dass die Angehörigen wissen, dass uns das nah gegangen ist», begründete Younes die Aktion ein Jahr nach dem rassistisch motivierten Anschlag. «Dafür steht Eintracht Frankfurt.» Schon beim Aufwärmen trug das Team Bilder und Namen der Getöten auf ihrer Trainingskleidung.
Unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw war Younes am Samstag nicht nur menschlich ein ganz Großer, sondern auch sportlich. «Er war Weltklasse vor der Pause, gekrönt mit dem Weltklassetor», sagte Eintracht-Trainer Adi Hütter dem Torschützen zum 2:0 (31. Minute) und zollte dem 1,68 Meter kleine Dribbler ein Extra-Lob: «Ich kann mich nicht erinnern, einen Spieler mit dieser Qualität jemals trainiert zu haben. Er hat eine unglaubliche Technik und Energie, ist ein toller Mensch und geiler Kicker.»
Das dürfte auch Löw nicht entgangenen sein. Schon seit Wochen präsentiert sich der vom SSC Neapel ausgeliehene Younes in bestechender Form - gegen die Bayern lieferte er sein vorläufiges Meisterstück ab. «Ich muss die ganze Mannschaft loben, wie sie gearbeitet und Fußball gespielt hat - aber ihn extra, weil er der auffälligste Spieler der ersten Halbzeit war. Amin hat vorher schon sehr viele gute Spiele gemacht. Heute habe ich die beste Saisonleistung von ihm gesehen», sagte Hütter.
Younes hat die seit nunmehr elf Bundesligaspielen ungeschlagenen Hessen spielerisch auf ein höheres Niveau gehievt und großen Anteil daran, dass die Eintracht vom erstmaligen Einzug in die Champions League träumen darf. «Ich will nicht in den Himmel gelobt werden. Ich bin nach Frankfurt gekommen, um wieder Spaß am Fußball zu haben. Und es macht mir gerade so viel Spaß. Ich freue mich auf jedes Spiel mit der Mannschaft», sagte Younes. «Es ist fantastisch.»
Mit 42 Punkten steht der Tabellenvierte nach 22 Spieltagen so gut da wie erst zweimal zuvor in seiner Vereinsgeschichte. Dennoch wollte Sportvorstand Fredi Bobic nicht in Euphorie verfallen. «Die Tabellensituation ist verlockend. Es spricht jeder von der Champions League, es ist aber noch ein langer Weg. Jetzt sind wir die Gejagten», mahnte Bobic.
In der momentanen Verfassung muss die Eintracht in der Liga aber niemanden fürchten. «Der Sieg gibt Kraft, Power und Selbstvertrauen. Ich hoffe, dass wir weiterhin in diesem Flow bleiben», sagte Hütter. Nicht nur der erneut starke Flügelflitzer Filip Kostic, der das 1:0 durch Daichi Kamada (12.) vorbereite, blickte der nächsten Aufgabe am Freitag in Bremen zuversichtlich entgegen: «Es ist kein Zufall, dass wir dort stehen, wo wir stehen. Uns erwartet ein schwerer Gegner, aber wenn wir unser Niveau erneut abrufen, werden wir keine Probleme haben.»
© dpa-infocom, dpa:210221-99-529119/2
(dpa)
Ich habe einen Verein, der mich schon seit meiner Kindheit begleitet. Ich war Fan. Ob Gerd Müller, Paul Breitner oder Kalle Rummenigge - das waren alles meine Idole. Die Chance, diese Mannschaft trainieren zu können, war etwas Besonderes und ist immer noch etwas Besonderes. Dafür bin ich dem Verein ewig dankbar.
— Hans-Dieter Flick