«Positiver Anfang» stachelt Heynckes an

von Marcel Breuer | dpa15:19 Uhr | 15.10.2017
Nahm mehr vier Jahre nach seinem Abschied wieder auf der Bayern-Bank Platz: Jupp Heynckes. Foto: Matthias Balk
Foto: Matthias Balk

Nur 17 Stunden nach seinem Gala-Comeback in der Fußball-Bundesliga stand Jupp Heynckes in München schon wieder auf dem Trainingsplatz. Der 72-Jährige schlägt ein neues Arbeitstempo beim FC Bayern an.

Am Sonntagvormittag wurde - beobachtet von vielen Fans - gleich auf Champions League und das anstehende Schlüsselspiel gegen Celtic Glasgow umgeschaltet. Den bis auf die Schulterverletzung von Javi Martínez perfekten 8. Bundesliga-Spieltag bewertete Heynckes nicht voreilig als ersten kleinen Triple-Schritt zu neuen Titeln.

«Es ist ein positiver Anfang nach den letzten Wochen. Aber es liegt noch einiges an Arbeit vor uns», sagte der Rückkehrer des Jahres sachlich-nüchtern nach dem befreiend wirkenden 5:0 (2:0) gegen den Aufbaugegner SC Freiburg. Der höchste Saisonsieg des von Heynckes reanimierten Serienmeisters wurde von der ersten Saisonniederlage des Spitzenreiters Borussia Dortmund gegen Leipzig noch aufgewertet.

Weder Heynckes noch seine Spieler mochten den «Jupp-Effekt» aber zu hoch hängen. «Wir dürfen uns von diesem Hype, der rund um das Spiel entsteht, nicht irritieren lassen», erklärte Kapitän Thomas Müller: «Ein Trainerwechsel entfacht immer irgendwo neue Energie.»

Diese war zu spüren in der ausverkauften Arena. Das Publikum hieß Liebling Heynckes mit donnerndem Applaus und dem im Triple-Jahr 2013 kreierten «Jupp-Jupp-Jupp»-Schlachtruf willkommen. «Ich würde leugnen, wenn ich nicht sagen würde, dass das ein besonderer Moment für mich war, nach über vier Jahren zum FC Bayern zurückzukehren in die Bundesliga», gestand Heynckes. Jupp is back - und Bayern auch?

Das erste Resultat sprach dafür. Nach dem Eigentor von Julian Schuster legten Kingsley Coman, Thiago, Robert Lewandowski und Joshua Kimmich noch viermal nach. Das gefiel Heynckes. «Sehr positiv ist, dass die Mannschaft nicht mit dem 2:0 aufgehört hat, sondern das 3:0, 4:0, 5:0 macht. Daran sieht man die Spielfreude», lautete sein Lob.

«Das, was wir in der Woche gemacht haben, haben wir auf den Platz gebracht», erklärte Sportdirektor Hasan Salihamidzic und lobte damit die Arbeit des neuen Trainerteams. Das sehr fordernde Training (Mats Hummels) wurde kollektiv hervorgehoben. «Wir haben den Fußball unter der Woche nicht neu erfunden», betonte Müller. Aber Heynckes scheint die Mannschaft wieder auf das auszurichten, was die Basis für Erfolge ist und unter Carlo Ancelotti verloren gegangen war: Intensives Training, erkennbare Spielidee und ein in sich stimmendes Teamgefüge.

Fünf Triple-Gewinner von 2013 bot Heynckes in der Startelf auf. Das erste Ziel lautet nun, «defensiv gut stehen und zu Null spielen. Das ist fundamental», betonte Heynckes. Mit dem Weltmeister-Duo Jérôme Boateng/Hummels im Abwehrzentrum und Martínez als Sechser davor formierte er ein Bollwerk, das jedoch gleich wieder gesprengt wurde. Der zweikampfstarke Martínez erlitt beim gelungenen Neustart unter Heynckes eine Blessur am Schultergelenk, die zwar nicht operiert werden muss, aber eine Pause von unabsehbarer Dauer erfordert.

«Man kann maximal einen, im größten Fall zwei Spieler tolerieren, die nicht so mitarbeiten in der Defensive. Sonst ist man keine richtig gute Mannschaft. Das hat der Trainer auch begriffen und allen sehr klar gemacht», berichtete Hummels. «Wir haben als Team gespielt. Wir haben lange nicht mehr so gespielt», erklärte Thiago deutlich. Der feine Spiellenker hatte sich mit Landsmann Martínez perfekt ergänzt.

Im Jubel um ihn herum fand Heynckes mit Blick auf das Spiel gegen Celtic Glasgow an diesem Mittwoch einige Ansatzpunkte für Verbesserungen. «Ich bin ein Trainer, der nicht nur das Gute sieht, sondern auch kritisch mit einigen Situation umgeht», sagte er.

Bevor die Freiburger untergingen, hätten sie nach Fehlpässen von Kimmich und Müller dem Spiel zweimal eine andere Richtung geben können: Ryan Kent vergab das 1:0, Mike Frantz das mögliche 1:1. «Ein 5:0 sieht gut aus, aber es war eines mit Wacklern», sagte Hummels. Trotzdem stimmte sein Gesamturteil: «Es hat schon viel gepasst.»

(dpa)



Ich würde nicht sagen, dass er der beste Flügelspieler auf der linken Seite in der Premier League ist, aber es gibt keinen besseren.

— Ron Atkinson über David Ginola