Nicht Bayern, nicht Dortmund - RB Leipzig gibt momentan im Titelrennen den Ton an. Mit einem beeindruckend souveränen 3:0 (2:0) bei Werder Bremen verteidigten die Sachsen in der Fußball-Bundesliga ihre Tabellenführung.
Samstag, 21.09.2019
Das Signal an die Konkurrenz ist eindeutig - der Weg zur Meisterschaft in dieser Saison führt auch über Leipzig. «Wir haben kein Feuerwerk abgebrannt, aber sehr erwachsen gespielt», lobte Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann den Auftritt seiner Mannschaft am Samstagabend. «Von daher bin ich schon ganz zufrieden mit den drei Punkten, weiß aber auch, dass das jetzt nicht der allergrößte Sahnetag war.»
Doch genau das macht Leipzig in diesem Jahr so gefährlich. Die Sachsen gewinnen auch die Spiele, in denen sie den Gegner nicht total dominieren und an die Wand spielen. Das war beim 3:1 in Gladbach so und nun auch beim Erfolg in Bremen der Fall, wo Leipzig bislang noch nie hatte gewinnen können. Erstaunlich war zudem, wie problemlos der Pokal-Finalist der vergangenen Spielzeit die Strapazen der ersten englischen Woche wegsteckte.
In der vergangenen Saison hatte Ralf Rangnick die Teilnahme an der Europa League praktisch abgeschenkt, nun aber wollen die Leipziger in der Champions League voll mitmischen, was mit dem 2:1 bei Benfica Lissabon am vergangenen Dienstag schon einmal gut begann. Ein Punkt gegen die Bayern, der Sieg in Lissabon, nun der Dreier in Bremen. «Wir sind sehr zufrieden mit der Woche», sagte Sportdirektor Markus Krösche. «Gerade wenn man sieht, wie wir gegen Benfica oder auch heute aufgetreten sind. Das war sehr souverän. Wir sind auf einem sehr guten Weg.»
Wohin der Weg am Ende führt, ist zum jetzt noch sehr frühen Zeitpunkt der Saison noch nicht absehbar. Kölns Sportchef Armin Veh wies am Sonntag in der TV-Sendung «Doppelpass» bei Sport 1 zurecht darauf hin, dass «die Bayern in Leipzig in der ersten Halbzeit eine Klasse besser waren.» Doch auch gegen den Titelverteidiger fanden die Leipziger am Ende beim 1:1 einen Weg zu bestehen. Weshalb sie nach fünf Spieltagen zwei Punkte mehr auf dem Konto haben als die Bayern.
Doch große Töne spucken sie beim vom Brausehersteller Red Bull so sehr gepushten Fußball-Konstrukt in Leipzig deshalb nicht. «Wir dürfen nicht alles auf die Goldwaage legen. Wir haben es bislang ordentlich gemacht, aber auch nicht immer ganz so gut», sagte Marcel Sabitzer, der unter Nagelsmann richtig aufblüht und in Bremen mit einem schönen Freistoß das 2:0 markierte (35. Minute). Kapitän Willi Orban hatte die Gäste gegen stark ersatzgeschwächte Bremer in Führung gebracht, der eingewechselte Marcelo Saracchi sorgte sieben Minuten vor dem Ende für die Entscheidung.
Trotz des dritten Auswärtssieges des Saison wurde Nagelsmann in der Halbzeit nach eigener Aussage sogar richtig laut. Es ist dieser Hang zum Perfektionismus beim jüngsten Trainer der Liga, der die unter Vorgänger Rangnick bereits so erfolgreichen Leipziger noch einmal auf ein neues Niveau hebt. Hinzu kommt ein exquisit besetzter Kader, der am Samstag auch Ausfälle oder Ruhepausen von Spielern wie Marcel Halstenberg, Kevin Kampl, Yussuf Poulsen oder Emil Forsberg nahezu mühelos kompensierte. «Die Breite des Kaders hat sich heute ausgezahlt», sagte Krösche.
Ist Leipzig nun also wie München und Dortmund ein Titelkandidat? «Dafür haben wir nicht dominant genug gespielt», mahnte Nagelsmann. Die Zurückhaltung macht aus Leipziger Sicht Sinn, um den Druck nicht zu früh zu groß werden zu lassen. Doch die Fakten sprechen dafür, dass sich die Liga auf einen spannenden Dreikampf an der Spitze freuen kann.
(dpa)
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