Trainer Bruno Labbadia wirkte nach dem ersten Absturz auf den letzten Tabellenplatz in dieser Krisensaison genervt, Sportdirektor Fabian Wohlgemuth war ernüchtert. Auf die nächste Trainer-Diskussion ließ sich der VfB Stuttgart aber nicht ein.
«Das steht nicht zur Debatte», stellte Wohlgemuth klar. Fest steht aber: Das 0:1 gegen den VfL Wolfsburg und die Situation als neuer Tabellen-18. der Fußball-Bundesliga hat die Abstiegssorgen und die Zweifel an der Erstliga-Tauglichkeit des VfB nochmals verschärft.
Wohlgemuth stellte der Mannschaft nach dem Auftritt gegen die Niedersachsen ein besorgniserregendes Zwischenzeugnis aus. Leistung und Ergebnis seien «zumindest fragwürdig» gewesen. Dass die Fans «aufwachen» skandierten, kommentierte er mit den Worten: «Am Ende haben sie nach so einem Spiel nicht Unrecht.»
Labbadias VfB-Bilanz: Ein Sieg aus zehn Bundesliga-Partien
Und Labbadia ist derjenige, der die Schwaben in dieser von Anfang an schwierigen Saison stabilisieren und vor dem dritten Abstieg in sieben Jahren bewahren soll. Die Bilanz spricht immer weniger für ihn. Ein Sieg aus zehn Bundesliga-Partien und sechs Niederlagen aus den vergangenen acht Spielen sind für die vorgesehene Rolle des Retters kein adäquater Arbeitsnachweis. Wie die Mannschaft musste sich Labbadia nach dem Abpfiff ein lautstarkes Pfeifkonzert der Fans anhören.
«Was meinen Job betrifft, mache ich mir wenig Gedanken im Moment», wehrte der Coach kurz und knapp die Frage nach seiner Zukunft ab. Sogar Josha Vagnoman, von Bundestrainer Hansi Flick ins DFB-Aufgebot berufen, von Labbadia erneut nur eingewechselt, nahm den Trainer in Schutz: «Natürlich» wolle er mit dem 57-Jährigen weitermachen. «Bruno ist als Mensch ein Super-Typ. Ich kann nur sagen, er macht seine Arbeit ganz gut. Ich denke, jeder von uns zieht vollkommen mit, seitdem er da ist.»
Von Pellegrino Matarazzo und Übergangslösung Michael Wimmer hat sich der VfB in den vergangenen Monaten schon getrennt - und Labbadia geholt. Doch zunehmend scheint fraglich, ob er den VfB wie einst den VfL Wolfsburg in der Saison 2017/18 retten kann. Für die Länderspielpause drängen sich mehrere Fragen auf: Wie kann der VfB den Glauben stärken? Wie können die Schwaben die harmlose Offensive steigern? Kann Stürmer Serhou Guirassy, sollte er nach seiner Verletzung zurückkehren, tatsächlich trotz wochenlanger Pause der große Hoffnungsträger sein? Wie kann es sein, dass die Schwaben erneut erst nach einem Rückstand und nach Wechseln mutiger auftreten?
VfB-Spieler mit mangelndem Selbstbewusstsein
Die erste Halbzeit habe der VfB «verschlafen», monierte Vagnoman, der da auf der Bank saß. Sportdirektor Wohlgemuth sparte nicht an Kritik: «Wir waren zu zögerlich in den Zweikämpfen, hatten keine Überzeugung in unseren Offensivaktionen und im Grunde keine ernsthafte Torchance herausgespielt.» Die notwendige Entschlossenheit sei «nicht sichtbar» gewesen. Dass Omar Marmoush, in der vergangenen Saison an den VfB ausgeliehen, und in der Szene nicht konsequent verteidigt, den Treffer erzielte (56. Minute), passte ins Bild.
Was Labbadia ärgerte war, dass sein Team den VfL nicht von Anfang an unter Druck setzte, so wie er es vorgegeben hatte. Mit vielen Gesprächen wolle er das Problem des mangelnden Selbstbewusstseins angehen, sagte Labbadia. Aber macht er das nicht schon seit Wochen? Dass der VfB Lob für die Fortschritte der vergangenen Wochen von Wolfsburgs Coach Niko Kovac bekam, hilft angesichts der eklatanten Ausbeute wenig. Weniger als vier Siege aus 25 Spieltagen leisteten sich die Schwaben in der Fußball-Bundesliga noch nie. Tabellenletzter war der VfB zuletzt in der Abstiegssaison 2018/19.
Diesmal konnten sich die Schwaben nicht darauf verlassen, dass auch die Konkurrenz nicht punktet und noch schlechter dasteht. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass angesichts der eng beieinander liegenden Abstiegskandidaten ein Sieg die Situation wieder aufhellen könnte - und zwei Erfolge gar ein wichtiger Schritt sein könnten. Hält die Auswärtsschwäche nach der Länderspielpause beim 1. FC Union Berlin (1. April) und beim VfL Bochum (9. April) aber an, könnte die Lage auch noch kritischer werden.(dpa)
Warum? Weil mein Garten in München zu klein ist!
— Stefan Effenberg, FC Bayern, auf die Frage, warum er die Münchner verlassen will.