Leverkusen-Macher Rudi Völler geht – Seine besten Sprüche

von Carsten Germann15:00 Uhr | 14.05.2022
Foto: Imago

Fast auf den Tag vor 26 Jahren, am 13. Mai 1996, retteten sich Rudi Völler (61) und Bayer Leverkusen im direkten Duell gegen den 1. FC Kaiserslautern (1:1) vor dem Abstieg aus der Bundesliga – und leiteten unterm Bayer-Kreuz eine neue Ära ein. Nun tritt Rudi Völler, der Weltmeister von 1990, mit dem Heimspiel gegen den SC Freiburg als verdienstvoller Leverkusen-Macher ab – und an den künftigen Fußball-Rentner wird man sich auch nach seinem Abschied immer erinnern. Dank der Sprüche von Rudi Völler. Eine Auswahl.

Einer, der Bayer Leverkusen mit Rudi Völler zusammen neu erfunden hat und den gebürtigen Hessen ins Rheinland holte, ist XXL-Manager Reiner Calmund. Sein Transfer von Rudi Völler von Olympique Marseille zu Bayer Leverkusen 1994 gilt bis heute als Coup. Wie kommentierte ihn Calmund? „Durch Kirstens Verletzung war Völler der ideale Not-Kauf“. 

31 Tore machte der „ideale Not-Kauf“ in 75 Pflichtspielen für Bayer Leverkusen… Völler über seinen Chef Reiner Calmund: „Ja, gut, der arbeitet von morgens bis abends, das nennt man im Volksmund glaub ich Alcoholic.“ 

Nach der Kokain-Affäre um Bayer-Trainer Christoph Daum im Herbst 2000 und dessen Rücktritt sah man Rudi Völler auch als Teamchef der Leverkusener. „Rudi Riese“ (BILD) nach dem DFB-Pokalspiel mit Bayer bei Alemannia Aachen Ende Oktober 2000: „Christoph Daum freut sich riesig, dass wir heute hier gewonnen haben, das hat er mir auch im Vorfeld gesagt.“ 

„Der bekloppte Cha-Bum“ und das schlechteste Spiel aller Zeiten…

Für den in Ungnade gefallenen Daum übernahm Völler im Sommer 2000 auch beim DFB. Als Teamchef führte er die in dieser Phase als „Rumpelfüssler“ verspotteten deutschen Nationalspieler über die Playoffs gegen die Ukraine (1:1 / 4:1) bis ins WM-Finale 2002 gegen Brasilien (0:2) in Japan. Auf dem Weg dahin erlebten Fans und Medien einen Rudi Völler, der wie ein Löwe für seine Mannschaft kämpfte. Ohne Rücksicht auf verdiente Leverkusen-Spieler! Die Aussage von Bayer-Idol Bum-kun Cha, wonach das Viertelfinale gegen Paraguay (1:0) „das schlechteste Spiel einer deutschen Mannschaft aller Zeiten“ gewesen sei, konterte Völler so: „Der bekloppte Cha-Bum! Hat wahrscheinlich zu viel Aspirin gegessen, als er noch bei Bayer Leverkusen gespielt hat.“ Zuvor gab es vom in Ehren ergrauten Lockenhaupt Rudolf Völler („Also bei meiner Frisur, da bin ich Realist“)  beinahe fernöstliche Weisheiten: „Zu 50 Prozent sind wir im Viertelfinale, aber die halbe Miete ist das noch lange nicht.“ 

„Er soll den Gottschalk ablösen“

Völlers Abschied als Teamchef wurde mit einem legendären TV-Auftritt am 3. September 2003 in Island eingeleitet. Rudi und „Waldi“, ARD-Moderator Waldemar Hartmann im Dialog und im Fernduell mit Günter Netzer („Der Günter… die haben doch Standfußball gespielt früher!“) und der von Völler als „Unterhaltungschef Delling“ abgekanzelte Gerhard Delling („Er soll zum ZDF gehen, Wetten, dass moderieren und den Gottschalk ablösen!“) – ein Stück deutscher Fußball-Fernsehgeschichte! Eines, so fürchten wir Hobby-Satiriker, wie wir es wahrscheinlich nie wieder erleben werden. Rudis emotionalste, weil faktisch wahre Aussage: „Die Isländer sind Tabellenführer, das weißte, Waldi, oder? Sind sie Tabellenführer oder nicht?“

Mit dem EM-Vorrunden-„Aus“ 2004 („Ich bin nicht der Erich Ribbeck oder der Berti Vogts, die hier jahrelang gesessen, immer das Selbe erzählt und an ihrem Stuhl geklebt haben“) verabschiedete sich Völler von der Nationalmannschaft. Rudi kehrte als Sportdirektor zu Bayer Leverkusen zurück.

Seitdem haben wir ihn vor allem bei strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen immer wieder in Rage gesehen. Vor allem der Video-Beweis hatte es im angetan: „Wenn die Jungs im Kölner Keller einschlafen, dann brauchen wir auch keinen Videobeweis mehr, dann können wir die ganze Nummer abstellen.“ 

Rudi Völler geht, Simon Rolfes übernimmt und zum Abschied legte der gute Rudi im SPORT BILD-„Machtwechsel-Interview“ noch einen drauf: „Bayern-Gen? Bei diesem Begriff muss ich immer schmunzeln, wo war denn das Bayern-Gen in der Champions League gegen Villarreal?“ 

Fussballdaten.de sagt ,,Danke, Rudi Völler", verneigt sich vor der Leistung des Weltmeisters als Spieler und als Macher von Bayer Leverkusen und hofft, dass der Privatier Völler auch noch mal für den ein oder anderen coolen Spruch gut ist. 



Meister wird der SSV Ulm, absteigen werden Bayern, Leverkusen und Dortmund.

— Ralf Rangnick vor der Bundesliga-Saison 1999/2000, der einzigen mit dem SSV Ulm.