DFB-Pokal 2005/2006 - Finale - Sa., 29.04.2006 - 20:00 Uhr
0:1
HZ - 0 : 0

Deutlich knapper als erwartet

Die Hand des Titanen verhinderte eine Verlängerung: Oliver Kahn

Die Hand des Titanen verhinderte eine Verlängerung: Oliver Kahn

Die Hand des Titanen verhinderte eine Verlängerung: Oliver Kahn

Eine über weite Strecken dominante zweite Halbzeit, eine Glanztat von Kahn und das berühmte Quäntchen Glück verhalfen den Bayern zum 13. Pokal-Triumph. In einem wenig glanzvollen Finale präsentierte sich die Eintracht im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Trost für die entgangene Sensation ist die Teilnahme am UEFA Cup.

Die Frankfurter waren taktisch sehr defensiv aufgestellt, zeigten aber auf dem Spielfeld durchaus Zug nach vorne. Aus einer massierten Abwehr fanden sie schon in der Anfangsphase immer wieder den Weg über die Mittellinie. Den Bayern fiel zu Beginn nicht viel ein. Zu selten behaupteten sie sich gegen die körperlich starke Eintracht. Hinzu kamen massive Probleme im Spielaufbau. Derart motiviert hatte der Favorit den Underdog aus der Mainmetropole wohl nicht erwartet. Ein abgeblockter Schuss von Makaay war die erste erwähnenswerte Gelegenheit der Münchner (16.), die im weiteren Verlauf verstärkt um Ballkontrolle bemüht waren. Doch es blieb bei einigen Standards aus dem Halbfeld, die kein zählbares Ergebnis brachten. Salihamidzic hatte mit seinem Schuss knapp über die Latte noch die beste Möglichkeit (26.). Dass auch die Hessen nicht chancenlos waren, zeigte sich schon bald. Zunächst verfehlte Amanatidis von der Strafraumkante das Gehäuse von Kahn deutlich (27.), ehe der Keeper nur wenige Sekunden später beim Schrägschuss von Köhler erstmals ernsthaft eingreifen musste (28.). Frühzeitig beendet war die Partie in der 34. Minute für Marko Rehmer, der an seinem 34. Geburtstag in der alten Heimat mit einer Oberschenkelverletzung den Platz verließ. Kurz darauf verschätzte sich Eintracht-Torhüter Nikolov bei einer Pizarro-Flanke, doch Makaay setzte die Kugel per Kopf aus spitzem Winkel neben das verlassene Tor (35.). Glück für die Hessen nicht nur in dieser Situation. Kurz vor der Pause verhinderte Russ mit einer handgreiflichen Behinderung gegen Pizarro einen konzentrierten Abschluss des Peruaners (43.). Ähnliches Fortune hatten die Bayern, als Meier einen weiten Flankenball von Amanatidis flach in den Fünfer verlängerte, wo Köhler nicht mitdachte (45.). Damit blieb es zur Pause bei einem leistungsgerechten Remis. Der Rekordmeister drückte dem Spiel bis dahin keineswegs seinen Stempel auf.

Der lethargischen Vorstellung seiner Mannschaft begegnete Felix Magath bei der Rückkehr aus den Katakomben mit der Einwechslung von Zé Roberto für Salihamidzic. Darüber hinaus schienen in der Kabine des Titelverteidigers auch einige deutliche Worte gefallen zu sein, da die Bayern ihre Schlagzahl nun spürbar erhöhten. Erster Ausdruck dieses Sinneswandels war ein Seitfallzieher von Makaay, dem nach Sagnol-Flanke nur eine Gemeinschaftsproduktion von Nikolov und dem Querbalken den Einschlag verweigerten (47.). Der Holländer blieb einer der wenigen Aktivposten in der Offensive, was ein Direktschuss knapp neben den Pfosten zum wiederholten Mal unterstrich (51.). Die Frankfurter kamen in dieser Phase kaum über die Mittellinie und gerieten durch einen Doppelpatzer nicht unerwartet in Rückstand. Nikolov war von seinem missglückten Herauslaufen im ersten Durchgang noch verunsichert und ließ daher eine Ecke Zé Robertos von der rechten Seite unbehandelt durch sein Hoheitsgebiet segeln. Am langen Pfosten bewies Pizarro gegen die Nachwuchskräfte Russ und Cimen das bessere Timing im Luftkampf und nickte aus kurzer Distanz wuchtig ein (60.). Im Anschluss an diese Aktion beschränkten sich die Münchener zumeist auf die Verwaltung des hart erkämpften Vorsprungs und waren dabei mindestens in einer Situation mit dem Glück im Bund. Köhler hatte Sagnol den Ball kurz vor dem Strafraum abgejagt und strebte Richtung Gehäuse von Kahn. Dabei legte er sich das Spielgerät etwas unglücklich vor und wurde vom Franzosen im letzten Moment mit vollem Körpereinsatz ausgebremst (63.). Die umstrittenste Szene der gesamten Partie führte kurzfristig zum Tribünengang von Eintracht-Trainer Funkel, der Schiedsrichter Fandel zuvor seinen Unmut über das seiner Meinung nach nicht geahndete Foul deutlich bekundete. Mittelfristig wurde auch nach dem Spiel noch intensiv über diesen Zweikampf gesprochen. Immerhin zeigte sich der Betroffene sportlich fair und sprach nach dem Schlusspfiff von einer Kann-Entscheidung. Die Adlerträger versuchten es in der Schlussphase mit großem Einsatz, aber spielerisch limitierten Mitteln. Mehr als eine Halbchance von Vasoski sprang nicht heraus (74.). Auf der anderen Seite setzten die Bayern nur selten zu gefährlichen Gegenstößen an. Bei den wenigen Versuchen von Lahm oder Makaay zeigte Nikolov seine Qualitäten auf der Linie. Fast wäre die Begegnung noch in die Verlängerung gegangen. Nach einer Ecke von Copado kam der Ball über Umwege zu Amanatidis, der es aus 13 Metern mit einem Drehschuss versuchte. Kahn, dem in dieser Situation die Sicht versperrt war, riss blitzartig seine linke Hand nach oben und verhinderte dadurch den Ausgleich. Damit hatten die Bayern ihre Führung mit Glück und Geschick über die Zeit gebracht und durften den Pokal in den viel zu kühlen Berliner Abendhimmel recken.

Kai Endres

Die Eintracht hat das patentiert.

— Hannovers Manager Horst Heldt zu den späten Siegtreffern der Frankfurter.