Fazit:
Real Madrid gewinnt das Spiel in Brügge mit 3:1 und kann den 15-maligen Belgischen Meister im vierten Anlauf zum ersten Mal überhaupt schlagen. Am Ende war es ein souveräner Arbeitssieg, bei dem die Blancos im zweiten Durchgang das Maximum aus ihren Chancen herausholten. Besonders in der letzten Viertelstunde war es bei den Blau-Schwarzen aber eine Frage der Energie. Zu hoch war der Einsatz des Tabellenführers der Division 1A, als dass er über die volle Distanz hätte aufrechterhalten werden können. Somit gelingt dem FCB das Kunststück, ohne einen einzigen Sieg mit drei Remis und drei Niederlagen ins Sechzehntelfinale der Europa League einzuziehen. Schmeichelhaft, aber dennoch ein Grund zu feiern, obschon sich die Spieler gegen ein abgezocktes Real ein Erfolgserlebnis durchaus verdient hätten. Die Zidane-Truppe verteidigte allerdings beherzt und ließ kaum Chancen der Belgier zu, weshalb der Sieg des Favoriten letztlich natürlich schon verdient war.
Spielende
Scharenweise strömen die Zuschauer aus dem Stadion. Das ist sehr schade, denn der FC Brügge legt ein wirklich tolles Spiel aufs Parkett und liefert dem spanischen Rekordmeister einen beinharten Fight.
Tooor für Real Madrid, 1:3 durch Luka Modrić
Luka Modrić macht den Deckel auf die Partie und erhöht auf 3:1. Das Zuspiel von Casemiro nimmt er an der Strafraumgrenze aus 17 Metern direkt mit rechts und haut die Kugel unhaltbar für Mignolet ins rechte Eck. Ein tolles Tor des Kroaten!
Offizielle Nachspielzeit (Minuten): 3
Erst verspringt Benzema im Strafraum der Belgier der Ball und dann setzt sich Emmanuel Dennis im Konter gleich gegen zwei Madrilenen durch, ehe er an der Strafraumgrenze das lange Eck anvisiert. Sein strammer Schuss geht allerdings knapp rechts am Pfosten vorbei.
Valverde kann nach Benzema-Zuspiel eigentlich schon frei zum Distanzschuss ansetzen, legt dann aber per Hacke auf den hinter ihm postierten Modrić ab, der vom Zuspiel überrascht ist. Ihm bleibt nur, selbst aus ca. 23 Metern sofort den Abschluss zu suchen, der allerdings eher in Richtung Eckfahne geht als aufs Tor. Nicht mehr viel los im Jan-Breydel-Stadion. Die Hausherren sind müde und scheinen sich mit dem Ergebnis abgefunden zu haben.
Zidane reagiert trotzdem und nimmt den offensiven Isco für den defensiveren Federico Valverde vom Feld. Damit ist das Wechselkontingent des Champions-League-Rekordsiegers erschöpft.
Einwechslung bei Real Madrid: Federico Valverde
Auswechslung bei Real Madrid: Isco
Ruud Vormer findet beim Eckball von links Emmanuel Dennis, der aus ca. sieben Metern zwar zum Kopfball kommt, die Kugel allerdings unter Bedrängnis nicht wirklich kontrollieren kann. Der Versuch landet deutlich im Toraus. Real Madrid hat die Angelegenheit ganz gut im Griff.
Charles De Ketelaere attackiert erneut die rechte Seite, kann Ferland Mendy im Eins gegen Eins aber nicht überlisten. Die Königlichen verteidigen ihre Führung gekonnt. Etwas wirklich Zwingendes springt bei all den Bemühungen der Belgier so gut wie gar nicht heraus.
Immer wieder kommt Club Brügge nun über die rechte Angriffsseite durch. Was aber fehlt, ist die Präzision im allerletzten Pass.
Zumindest Luka Jović konnte seine Chance heute nicht wirklich nutzen. Der Serbe trottet mit hängenden Schultern vom Feld. Für ihn übernimmt der torgefährlichste Real-Akteur Karim Benzema, der am vergangenen Wochenende in La Liga bereits sein elftes Saisontor erzielte.
Einwechslung bei Real Madrid: Karim Benzema
Auswechslung bei Real Madrid: Luka Jović
Brahim Díaz feiert nun sein Champions-League-Debüt. Kein leichtes Spiel für den 20-Jährigen, der diese Chance aber gewiss liebend gerne nutzen möchte. Bislang kam er erst drei Mal in La Liga zu Kurzeinsätzen von einer Gesamtdauer von 23 Minuten.
Einwechslung bei Real Madrid: Brahim Díaz
Auswechslung bei Real Madrid: Vinicius Júnior
Der 15-malige Belgische Meister bezahlt inzwischen allerdings merklich für das hohe Tempo, das seit über einer Stunde fast durchgehend an den Tag gelegt wurde. Offensiv ist das Anrennen der Hausherren ungebrochen. Nach Balleroberung der Madrilenen laufen die Blau-Schwarzen aber nicht mehr so geschlossen zurück wie bisher. Dadurch wirkt es so, als wäre ein Kontertor zur Vorentscheidung des Champions-League-Rekordsiegers nur noch eine Frage der Zeit.
Ein offensiver Wechsel bei den Hausherren, die diese Begegnung keineswegs abgeschrieben haben und nun ins Risiko gehen. Das eröffnet den Madrilenen nun natürlich Räume.
Einwechslung bei Club Brugge KV: Charles De Ketelaere
Auswechslung bei Club Brugge KV: Thibault Vlietinck
Das Publikum ist da. Das gesamte Jan-Breydel-Stadion peitscht die Mannschaft von Philippe Clement voran, die sich durch den erneuten Rückstand unbeeindruckt zeigt und vom offensiven Ansatz keinen Deut abrückt. Zwei Eckbälle hintereinander verpuffen allerdings, da die Hintermannschaft der Königlichen konzentriert ist und aufpasst.
Tooor für Real Madrid, 1:2 durch Vinicius Júnior
Real Madrid erzielt mit der zweiten nennenswerten Offensivaktion im zweiten Durchgang die erneute Führung. Ein Tor, das vor allem auf das Konto von Luka Jović geht, der sieht, dass er keine Chance hat, ein Tor zu erzielen, und eine Hereingabe dementsprechend mit der Brust für Rodrygo abtropfen lässt. Von dem prallt die Kugel dann nach missglücktem Schussversuch etwas glücklich zu Vinicius Júnior, der es sich nicht nehmen lässt, aus kürzester Distanz überlegt rechts an Mignolet vorbeizuschieben.
Die erste Viertelstunde ist rum und bis auf das Tor aus dem Nichts kam das weiße Ballett nicht wirklich gefährlich vor den belgischen Kasten. Die Räume sind dicht. Zumeist bleibt nur die Distanz, wie gerade für Vinicius Júnior, der das Spielgerät aber aus 18 Metern in den regnerischen Nachthimmel von Westflandern drischt. Absolut harmlos!
Percy Tau ist durch. Eine Stunde lang marschierte die Leihgabe von Brighton & Hove Albion den Platz rauf und runter. Nun übernimmt der frische Siebe Schrijvers, damit der FCB seine Intensität beibehalten kann.
Einwechslung bei Club Brugge KV: Siebe Schrijvers
Auswechslung bei Club Brugge KV: Percy Tau
Die Mannschaft von Philippe Clement will mehr und rennt weiter auf das Gästetor an. Die Abwehr der Blancos ist weiterhin permanent gefordert.
Tooor für Club Brugge KV, 1:1 durch Hans Vanaken
Die Belgier antworten direkt und gleichen auf 1:1 aus. Emmanuel Dennis nutzt eine Nachlässigkeit von Rodrygo aus, um sich auf links durchzusetzen. Er findet Hans Vanaken im Strafraum, der mit rechts aus ca. 14 Metern das lange Eck anvisiert. Zwar prallt die Kugel nicht an den Innenpfosten, ist aber dennoch zu platziert, als dass für Aréola hier eine Abwehrchance bestünde. Das Spiel ist wieder offen - und das ist definitiv verdient!
Tooor für Real Madrid, 0:1 durch Rodrygo
Da ist die 1:0-Führung für Real Madrid und es ist wieder Odriozola, der auf der rechten Seite vorausmarschiert. Seine Hereingabe findet im Strafraum den bislang völlig unauffälligen Rodrygo, der seinen schwachen linken Fuß nimmt, um die Kugel volley zu nehmen. Der trockene Schuss, den er technisch hoch versiert mit dem Außenrist nimmt, dreht sich noch von Mignolet weg und geht vom Innenpfosten aus ins Tor. Ein klasse Treffer!
Emmanuel Dennis sieht nach Balleroberung die Lücke und schickt Thibault Vlietinck. Der gelernte Innenverteidiger ist allerdings alles andere als ein geübter Flankengeber. Seine Hereingabe von der rechten Grundlinie aus landet in den sicheren Armen von Alphonse Aréola.
Odriozola setzt derweil mal ein Zeichen und ersprintet sich an der rechten Eckfahne noch einen eigentlich verlorenen Ball. Er schießt seinen Gegenspieler an, was in einen Einwurf mündet, der allerdings nichts weiter einbringt.
Dem FC Brügge scheint das Resultat aus Paris herzlich egal zu sein. Der vermeintliche Underdog spielt weiter auf Sieg und rennt an. Die Blancos haben in der Kabine nicht wirklich ein Gegenmittel gegen das aggressive Pressing gefunden und lassen sich erneut tief in ihr eigenes Drittel hineindrücken.
Hans Vanaken hat direkt wenige Sekunden nach Wiederanpfiff die nächste Torchance, lässt die Chance aber liegen, weil er die Hereingabe von rechts beim volley aus ca. zehn Metern zum Tor nicht richtig erwischt. Percy Tau steht anschließend zwar frei vor Alphonse Aréola, stand aber beim missglückten Schuss von Hans Vanaken im Abseits, weshalb der Schiedsrichter abpfeift.
Das Match läuft wieder. Beide Mannschaften stehen unverändert auf dem Feld.
Anpfiff 2. Halbzeit
Halbzeitfazit:
Mit einem torlosen Remis gehen der FC Brügge und Real Madrid in die Pause. Ein Ergebnis, das insgesamt in Ordnung geht, obschon die Belgier es durchaus verdient gehabt hätten, sich für einen beherzten Auftritt mit einem Treffer zu belohnen. Tau vergab zudem eine hochkarätige Chance aus drei Metern. Umgekehrt ließen aber auch Jović und Casemiro zwei tolle Chancen der Blancos liegen. In den letzten 20 Minuten der ersten Halbzeit wurde die Partie dafür zunehmend zerfahrener. Viele Fehler auf beiden Seiten, zudem kam eine unangenehme Aggressivität ins Spiel, die in bereits fünf Gelbe Karten mündete. Möglicherweise kühlt in der Halbzeitpause der Zwischenstand aus Paris die Gemüter etwas ab. Wegen der klaren 2:0-Führung wären die Blau-Schwarzen schließlich sicher in der Europa League, während es für die Merengues ja ohnehin um gar nichts geht. In einem kampfbetonten Match kann im zweiten Durchgang jedenfalls noch praktisch alles passieren.
Ende 1. Halbzeit
Emmanuel Dennis erzielt nach Doppelpass mit Percy Tau, der die Kugel herrlich per Hacke weiterleitet, ein sehenswertes Tor zur 1:0-Führung. Die Fahne geht aber nach oben: Abseits. Die Entscheidung besteht auch nach Prüfung durch den VAR. Das war aber denkbar knapp. Eine Millimeterentscheidung, die sich allerdings dann doch als korrekt herausstellt.
Offizielle Nachspielzeit (Minuten): 1
Luka Modrić probiert es jetzt mal per Freistoß von der rechten Grundlinie aus. Auch dieser Standard ist absolut ungefährlich. Zwar haben sich die Merengues nach und nach aus der engen Umklammerung gelöst, im Spiel nach vorne ist das bislang aber deutlich zu wenig. Besonders von Luka Jović und Rodrygo ist praktisch gar nichts zu sehen.
Real holt einen Eckball heraus, den dieses Mal Isco von links hereinbringt. Mignolet kann die Kugel an der Fünf-Meter-Linie runterpflücken und will den Ball schnell wieder ins Spielbringen. Eder Militão springt dazwischen und blockt die Kugel weg. Eigentlich fällt das unter Gefährliches Spiel, weshalb der Keeper der Belgier sich auch mächtig aufregt. Der Schiedsrichter lässt die nächste Gelbe Karte dieser hitzigen Partie unverständlicherweise stecken.
Gelbe Karte für Casemiro (Real Madrid)
Casemiro stellt gegen Kapitän Ruud Vormer den Körper rein und sieht dafür die nächste Gelbe Karte eines inzwischen richtig nicklichen Spiels.
Derweil machen die Zuschauer auf den Rängen mächtig Lärm. PSG ist im Parallelspiel inzwischen mit 2:0 vorne, wodurch der Qualifikation fürs Sechzehntelfinale der Europa League nun nichts mehr im Weg steht. Hoffentlich überträgt sich dies nicht auf den Platz, wo das Spiel derzeit ausschließlich vom intensiven Auftreten der Belgier lebt.
Gelbe Karte für Eduard Sobol (Club Brugge KV)
Auch diesem Vorstoß der Blancos ging ein Foul von Brügge voraus, bei dem der deutsche Schiedsrichter erst den Vorteil abwartete, ehe er die zeitverzögerte Gelbe Karte zückte.
Dann aber doch! Isco wird nicht angegriffen und kann vor dem Strafraum ins Zentrum ziehen. Parallel zum ersten Pfosten zieht er mit rechts aufs kurze Eck ab - und verfehlt das Aluminium nur um wenige Zentimeter. Mignolet wäre da wohl nicht mehr herangekommen.
Real Madrid bekommt in der Defensive immer mehr Zugriff auf die fulminanten Hausherren, die in der letzten Viertelstunde kaum noch die Lücke im Abwehrverbund der Merengues finden. Nach Balleroberung kommt der Champions-League-Rekordsieger aber kaum nach vorne.
Die vielen Kreativen auf Seiten der Madrilenen reagieren zunehmend genervt. Isco sprintet den belgischen Aufbauspielern wie von der Tarantel gestochen entgegen und versucht mit einer Grätsche den Ball zu erobern. Er verfehlt deutlich den Ball - zu seinem Glück aber auch den Gegenspieler. Dieses aggressive Einsteigen hätte ihm sonst mindestens die Gelbe Karte eingebracht.
Die Spanier schaffen in diesen Minuten weig Befreiendes und müssen die aktuelle Phase wohl mehr oder minder aussitzen. Klar ist, dass Club Brügge dieses enorme Tempo unmöglich über 90 Minuten hinweg halten kann. Klar ist aber auch, dass Real im Moment kaum über die Mittellinie kommt.
„La Casa Blanca” wackelt. Der 15-malige Belgische Meister macht richtig viel Alarm. Zurzeit spielt sich das Geschehen fast ausschließlich im und um den Strafraum des Champions-League-Rekordsiegers ab.
Gelbe Karte für Odilon Kossounou (Club Brugge KV)
Eine grenzwertige Gelbe Karte. Odilon Kossounou gewinnt auf der rechten Seite das Laufduell gegen Vinicius Júnior, der theatralisch zu Boden geht, als der Arm des Brüggers ihn berührt. Sowohl der Freistoß als auch die Gelbe Karte wirken überzogen.
Der FC Brügge investiert unglaublich viel in diese Anfangsphase. Die Belgier pressen sogar im Strafraum ihrer Gäste schon und lassen den Merengues kaum Luft zum Atmen.
Es ist ein durchaus ansehnliches Spiel, das mit bemerkenswert wenig Geplänkel im Mittelfeld auskommt. Stattdessen verlagert sich das Geschehen sehr schnell vom einen Strafraum in den nächsten. Es bleibt spannend, welche Mannschaft zuerst einnetzt. Dass es jedenfalls noch allzu lange 0:0 stehen wird, erscheint im Moment sehr unwahrscheinlich zu sein.
Statt sich hinfallen zu lassen, spielt Casemiro die Situation gut aus. Der Ball landet beim mitgelaufenen Luka Jović, der links mit ca. sieben Metern zum Tor abziehen kann, das Spielgerät aber deutlich über das Gebälk hinweg jagt. Nach wie vor ist der ehemalige Frankfurter noch nicht in der spanischen Landeshauptstadt angekommen. Bringt er den Ball aufs Tor, hat Simon Mignolet eigentlich keine Chance, den Ball zu parieren. Glück für die Belgier.
Gelbe Karte für Éder Balanta (Club Brugge KV)
Balanta zieht Casemiro, der seinen Gegenspieler abschüttelt. Nach Ablauf der Szene zeigt der Unparteiische nachträglich die Gelbe Karte.
Jetzt muss Luka Modrić in höchster Not eine Flanke von Brügge per Kopf klären. Im Moment sind alle Merengues in die Defensivarbeit eingebunden. Zidane gefällt das gar nicht. Der Coach des weißen Balletts erhebt sich trotz strömendem Regen von der überdachten Bank und ruft seinen Mannen vom Spielfeldrand aus einige klare Worte entgegen.
Um ein Haar hätte es jetzt das erste Mal geklingelt! Percy Tau taucht, nachdem Real den Ball nicht wegbekommt, drei Meter vor Aréola auf und schießt sofort, ohne lange zu fackeln. Der Keeper der Blancos kann den Schuss aus kürzester Distanz aber entschärfen und abwehren. Das muss eigentlich die 1:0-Führung für den FCB sein, der wirklich richtig gut im Spiel ist.
Nicht ungefährlich! Luka Modrić bringt die nächste Ecke von links hinein. Dieses Mal hoch ins Zentrum, wo Eder Militão das Luftduell gewinnt und aus ca. sechs Metern zum Kopfball kommt. Die Kugel rauscht nur knapp links am Pfosten der Belgier vorbei.
Gelbe Karte für Luka Modrić (Real Madrid)
Luka Modrić will sich scheinbar für sein dreckiges Trikot revanchieren und zieht am Trikot von Emmanuel Dennis. Das bringt ihm die erste Gelbe Karte des Spiels ein, obschon der Doppeltorschütze aus dem Hinspiel etwas zu theatralisch fällt.
Real Madrid startet aber ebenfalls mit Zug zum Tor. Vinicius Júnior holt die erste Ecke heraus, die Luka Modrić kurz ausführt. Der Angriff verpufft dann aber, weil die belgische Hintermannschaft aufpasst.
Es dauert nur wenige Sekunden, ehe zumindest das Trikot von Luka Modrić seinen weißen Glanz verliert. Emmanuel Dennis geht hart gegen den Weltfußballer in den Zweikampf, der einmal über den pitschnassen Rasen rollt. Brügge sendet direkt das klare Signal aus, dieses Spiel gewinnen zu wollen, um die Kuriosität zu umgehen, sich wie einst Borussia Dortmund ohne einen einzigen Sieg aus der Vorrunde für die Europa League zu qualifizieren.
Der Ball rollt in Belgien. Beide Teams spielen in ihren gewohnten Farben: Brügge in Blau-Schwarz und Real ganz in Weiß.
Spielbeginn
Derweil erklingt die Champions-League-Hymne durch das weite Rund des Jan-Breydel-Stadions. Die Stimmung auf den Rängen ist hervorragend und die Hausherren wirken motiviert, alles für das Überwintern in der Europa League zu geben, während bei den Gästen mehrere Akteure darauf brennen, die Chance zu nutzen, um sich zu beweisen. Lediglich das Wetter könnte besser sein. In Belgien regnet es in Strömen.
Deutsche Beteiligung gibt es übrigens auch trotz der Pause von Toni Kroos. Und zwar in Form der Unparteiischen. Tobias Stieler leitet das heutige Spiel. Der 38-jährige Hamburger kam zuletzt in der dritten Qualifikationsrunde zur Königsklasse zum Einsatz und leitete unauffällig einen 1:0-Auswärtssieg von Porto in Krasnodar. Neben 113 Spielen in der Bundesliga leitete er in der Champions League in der Hauptrunde ab der Gruppenphase bislang aber erst drei Matches. Interessant: In allen drei Begegnungen siegte am Ende die Heimmannschaft. Möglicherweise ein gutes Omen für den FC Brügge?
Ganz anders die Bilanz des weißen Balletts, das mit unglaublichen 13 Gesamtsiegen ja bekanntermaßen der Rekordsieger der Champions League ist. 15 der letzten 24 Auswärtsspiele gewannen die Merengues und verloren bei vier Remis lediglich fünf Spiele in der Ferne. Dennoch: Zum dritten Mal binnen vier Spielzeiten landeten die Königlichen in der Gruppenphase am Ende nur auf Platz zwei. Reichte das vor zwei Jahren trotzdem zum Gesamtsieg, so war in der letzten Saison erstmals seit 2009/10 vor dem Halbfinale Endstation. Acht Mal in Serie war Real immer unter den besten vier Teams Europas vorzufinden – und möchte das selbstverständlich auch dieses Mal wieder schaffen.
Eine Überraschung scheint also durchaus im Bereich des Möglichen zu sein, obschon es am dritten Spieltag mit dem 0:5 gegen PSG auch schon eine herbe Klatsche für Club Brügge gab. Zuvor blieben die Belgier sechs Spiele hintereinander in Europa ungeschlagen, mussten dann jedoch ihre bis dato höchste internationale Heimpleite aller Zeiten hinnehmen. Gerade in der Champions League liest sich die Bilanz von „Blauw-Zwart“ allerdings nicht allzu gut. Nur drei der letzten Spiele in der Königsklasse gewannen die Belgier (sieben Remis, 13 Niederlagen).
Dabei würden die Blau-Schwarzen das Überwintern in der Europa League am einfachsten mit einem Heimsieg erreichen. Dafür spricht immerhin die Historie zwischen beiden Vereinen, die einen wahrlich bemerkenswerten „Head to head“-Vergleich vorzuweisen haben. In bislang drei Aufeinandertreffen hat der FC Brügge noch nie gegen die Blancos verloren (ein Sieg, zwei Remis). Beide Auswärtsspiele in der spanischen Landeshauptstadt endeten remis – so auch das Hinspiel am 1. Oktober 2019, bei dem der FCB nach 39 Minuten und Doppelpack von Emmanuel Dennis bereits mit 2:0 in Führung lag (Endstand: 2:2). Das bislang einzige Spiel in Belgien gewannen die Hausherren am 3. November 1976 mit 2:0.
Auch Philippe Clement, dessen Mannschaft in der belgischen Division 1A trotz einem Spiel weniger mit sieben Punkten Vorsprung auf Gent die Tabelle überlegen anführt, schickt im Vergleich zum 2:1-Auswärtssieg beim VV St. Truiden vom Samstag fünf neue Spieler aufs Feld. Neu im Spiel sind Odilon Kossounou, Simon Deli, Thibault Vlietinck, Percy Tau und Brandon Mechele. Draußen bleiben dafür David Okereke, Siebe Schrijvers und Federico Ricca, während Krépin Diatta und Clinton mit der Tribüne vorlieb nehmen müssen. Die beiden waren beim 1:1 in Istanbul äußerst kurios mit Gelb-Rot vom Platz gestellt worden, da sie beim Torjubel die Beherrschung verloren. Torschütze Diatta zog sich das Trikot aus und Clinton trat die Eckfahne um, was der Schiedsrichter jeweils mit ihren zweiten Gelben Karten in der dritten Minute der Nachspielzeit quittierte, die zum Feldverweis und Sperre im heutigen Gruppenspiel führten.
Apropos zweite Garnison: Zinédine Zidane hat sich für einen Mix aus erfahrenen Spielern und Reservisten entschieden und wechselt im Vergleich zum 2:0-Heimsieg über Espanyol Bacelona vom vergangenen Samstag munter auf sechs Positionen durch. Neu dabei sind Eder Militão, Luka Modrić, Odriozola, Isco, Ersatzkeeper Alphonse Aréola sowie der Ex-Frankfurter Luka Jović. Dafür nehmen Thibaut Courtois, Dani Carvajal, Karim Benzema und Federico Valverde zunächst nur auf der Bank Platz. Kapitän Sergio Ramos sowie Weltmeister Toni Kroos bekommen eine Auszeit und gehören gar nicht erst zum Kader der Madrilenen.
Dabei drohen die Blau-Schwarzen den Platz im Europa-League-Sechzehntelfinale nur im Fall eines Auswärtssiegs der Türken im Pariser Parc des Princes zu verlieren. Sollte Gala remis spielen, könnten sie wegen des aufgrund der Auswärtstoreregelung gegen Brügge verlorenen direkten Vergleichs nicht an der Mannschaft von Philippe Clement vorbeiziehen. Aber: Auch für PSG geht es um gar nichts mehr, weshalb Thomas Tuchel gegen Istanbul ebenso seine Superstars schont und dafür seine zweite Garnison aufs Feld schickt wie Zinédine Zidane in Brügge. Dementsprechend ist ein Dreier der Türken bei den Parisiens nicht gänzlich ausgeschlossen.
Gruppensieger ist derweil nach vier Siegen und einem Remis souverän und vorzeitig Paris Saint-Germain geworden, während Champions-League-Rekordsieger Real Madrid nach zwei Siegen, zwei Remis und einer Niederlage mit acht Punkten den zweiten Platz bekleidet – fünf Punkte hinter den Parisiens und fünf Zähler vor dem heutigen Gastgeber aus Belgien. Der Club Brügge wiederum hat einen Punkt Vorsprung auf Galatasaray Istanbul.
Die Königlichen gegen die Königlichen also, wenn Club Brugge Koninklijke Voetbalvereniging, wie der 1891 gegründete Verein vollständig heißt, auf sein spanisches Pendant trifft, das ebenfalls die markante Krone im Vereinswappen trägt. Dabei geht es heute ausschließlich für die Belgier noch um etwas, denn in der Gruppe A steht lediglich noch die Entscheidung aus, wer in der Europa League überwintert.
Herzlich willkommen im Jan-Breydel-Stadion, wo heute Abend um 21:00 Uhr der FC Brügge im Rahmen des sechsten Spieltags der Champions-League-Gruppenphase Real Madrid empfängt.
Einen Bundesligaverein aufzubauen, dauert sehr lange. Ihn zu ruinieren, geht von heute auf morgen.
— Dr. Reinhard Rauball, mehrfacher Präsident von Borussia Dortmund.